Von der Pille zum Poeten
Medien-Mitteilung der Universitaet Dortmund
Lesung bei Anglisten und Chemikern
Carl Djerassi: Von der Pille zum Poeten
Einen beruehmten Gast konnten die Fachbereiche Chemie, Chemietechnik und das Institut fuer Anglistik und Amerikanistik am 21. April an der Universitaet begruessen.
Carl Djerassi, Professor fuer Chemie an der Stanford University und Erfinder der Antibabypille, las aus seinem neuesten Roman "Menachems Same". Darin erzaehlt der juedische Chemiker von dem Durchbruch in der kuenstlichen Befruchtung und von einer wiederentdeckten Partitur von Georg Friedrich Haendel. Unterstuetzt wurde die Besuchsreise von der Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen sowie der Buchhandlung Schaten. Djerassis Thema ist die moderne Reproduktionsmedizin und deren Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen. Er selbst bezeichnet sich gern als die "Mutter der Antibabypille". Carl Djerassi entwickelte Anfang der 50er Jahre eine chemische Substanz, die als Antibabypille die Welt eroberte. Noch heute ist diese Substanz Bestandteil fast der Haelfte aller weltweit verkauften Antibabypillen. Seine Forschungen im Bereich der Geburtenkontrolle versteht der Wissenschaftler, der sich im Alter von 60 Jahren auch der Schriftstellerei widmete, als Beitrag zur Befreiung der Frau. In den 80er Jahren begann Djerassi, seine enorme Publikationstaetigkeit von den Naturwissenschaften auf die Fiktion zu verlegen und begruendete eine neue Literaturform: "Science in fiction". Nach den Romanen "Cantors Dilemma" und "Das Bourbaki Gambit" folgte Ende des vergangenen Jahres der dritte Band "Menachems Same". Waehrend Djerassi sich lange Zeit mit der Empfaengnisverhuetung beschaeftigt hat, geht es in diesem neuen Roman darum, wie unfruchtbaren Maennern zu Kindern verholfen werden kann. Die Heldin des Romans will Mutter werden, weiss aber, dass ihr Liebhaber keine Kinder zeugen kann. Deshalb stiehlt sie seinen Samen und laesst sich mit Hilfe der ICSI-Methode (intrazytoplasmatische Sperma-Injektion) kuenstlich befruchten. Djerassi ist laengst kein Chemieprofessor mehr, der Romane schreibt. Er selbst sieht es inzwischen lieber umgekehrt. "Ich bin ein Romanschriftsteller, der auch Chemieprofessor ist." Dabei thematisierte er vor seinen Zuhoerern vor allem die Spannungen zwischen seinen beiden Berufen. Er sei ein "Bigamist", der oft von seinen wissenschaftlichen Kollegen und Kolleginnen beinahe wie ein "Verraeter" beaeugt werde.
Djerassi bewies in seinen Ausfuehrungen, dass sich die Naturwissenschaften sehr gut mit der schriftstellerischen Taetigkeit in Einklang bringen laesst. Den besten Beweis erbrachte das zahlreich erschienene Publikum selbst: Sowohl Geistes- als auch Naturwissenschaftler diskutierten gemeinsam ueber den neuen Roman von Djerassi.
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