RUB und UniDO beschließen gemeinsame Zukunft
Was den Energiekonzernen RWE und VEW oder den Großbanken Deutsche Bank und Dresdener Bank recht ist, ist den Universitäten Bochum und Dortmund nur billig: Sie fusionieren zur "Ruhr-Universität BODO". Durch diese erste Verschmelzung zweier deutscher Universitäten entsteht im Ruhrgebiet mit rund 63.000 Studierenden und mehr als 700 Professoren die größte und mit mehr als 130 Fächern die am breitesten ausgefächerte deutsche Universität. Ihr Gesamtetat wird rund 900 Millionen DM betragen.
Bochum, Dortmund, 1. April 2000
Nr. 78
Erste Universitätsfusion in Deutschland
RUB und UniDO beschließen gemeinsame Zukunft
Transrapide auf dem Weg zur "echten" Ruhr-Universität
Was den Energiekonzernen RWE und VEW oder den Großbanken Deutsche Bank und Dresdener Bank recht ist, ist den Universitäten Bochum und Dortmund nur billig: Sie fusionieren zur "Ruhr-Universität BODO". Durch diese erste Verschmelzung zweier deutscher Universitäten entsteht im Ruhrgebiet mit rund 63.000 Studierenden und mehr als 700 Professoren die größte und mit mehr als 130 Fächern die am breitesten ausgefächerte deutsche Universität. Ihr Gesamtetat wird rund 900 Millionen DM betragen. Einen gemeinsam verfassten Antrag übergeben die Rektorate beider Universitäten persönlich im NRW-Wissenschaftsministerium (MSWWF) am 1.4.2000 in Düsseldorf.
Vom NRW-Qualitätspakt angeregt
Die Fusion der Nachbarhochschulen Bochum und Dortmund erfolgt vor dem Hintergrund, dass beide Universitäten einzelne, insbesondere kleine oder nur wenig ausgelastete Fächer hätten aufgeben müssen, weil diese am ausgestreckten Arm des MSWWF zu verhungern drohen. Begründet ist diese Furcht durch den Abbau von zusammen mehr als 350 Stellen im Rahmen des NRW-Qualitätspaktes. Mit der Fusion gewinnt die neue "Ruhr-Universität BODO" erhebliche Flexibilität auch auf diesem Gebiet.
Aussicht auf erhebliche Synergieeffekte
Aber auch die Hoffnung leitete beide Rektorate bei der Fusion, dass von ihr erhebliche Synergieeffekte für die neue Hochschule wie das Ruhrgebiet hervorgehen werden. Hier nur einige Beispiele: So wird die neu entstehende "Ruhr-Universität BODO" die Lehrerausbildung für alle Schulformen und Stufen - von der Primarstufe bis zur Berufsschule - in allen Fächern anbieten können. Die Kern-Fusion nebeneinander bestehender Ingenieurfächer stärkt ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber der übermächtigen Aachener Universität. Die Bochumer Publizistik bekommt eine Blutauffrischung durch die gute Dortmunder Journalistenausbildung. Umgekehrt profitieren die Dortmunder von den Bochumer Erfahrungen bei den erfolgreichen Studienreformen mit den modernen BA/MA-Abschlüssen.
Neuer Studiengang "Verwaltungswesen" mit bewährten Praktikern
Der Clou der Fusion ist aber die Ergänzung des Studienangebots durch den auf zunächst fünf Jahre angelegten Modellversuch eines in dieser Form wohl einmaligen Studiengangs "Verwaltungswesen". Weil im öffentlichen Dienst Freisetzungen aus betrieblichen Gründen unüblich sind, wird dieser Studiengang von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der nun überausgestatteten Verwaltungen getragen. Sie werden zukünftig zwecks forscher Lehre zwischen Büro und Hörsaal pendeln. Ihren Studierenden bieten sie eine nah an der Praxis orientierte Ausbildung in Fächern wie "Kameralistik und Haushaltsrecht", "Sensibilität in Personalplanung und Mitarbeitermotivation", "Verwaltungshandeln in flexiblen autonomen Abteilungen", "Controlling in an-/hier-archischen Organisationen" und "PR mit und ohne Profil" anbieten. Die Mitarbeiter/innen werden für diesen Zweck derzeit bereits in Präsentationstechniken und Didaktik geschult. Der Zweck dieser Unterweisungen wird ihnen allerdings erst heute offenbar.
Kühne Transport-Ideen damit die Studierenden profitieren
Die Studierenden werden von der Fusion besonders profitieren. Für sie entfällt die bislang kostspielige Doppeleinschreibung, um in manchen Studiengängen geforderte Nebenfächer in der Nachbaruniversität studieren zu können. Und damit der Studienbetrieb auch über die Entfernung von 18 km Luftlinie reibungslos funktioniert, verhandeln die Hochschulen gegenwärtig im NRW-Verkehrsministerium über die Trasse des geplanten Transrapids im Ruhrgebiet. Dem Vater der Dortmunder H-Bahn, seit einem Monat Vorstandsvositzender der neuen Projekt Ruhr GmbH, wird gar eine kühne Variante nachgesagt: Er könnte in seiner neuen Funktion die jetzige, an einer Stahlschiene hängende Bahn zwischen dem Campus Nord und Campus Süd der Dortmunder Uni bis zum Campus der Bochumer Uni verlängern. Es wäre ein Leichtes, den Transrapid dann als Obergeschoss auf vorhandenen Pylonen zu montieren. Die H-Bahn würde dann mit dem Semesterticket kostenfrei nutzbar sein, während Professoren die Mehrkosten für den Transrapid-Transit aufzubringen hätten, um den rechtzeitigen Beginn der Veranstaltungen zu sichern.
Ein Verdienst von Kanzler/in
Der Fusionsantrag ist in Geheimgesprächen zwischen beiden Rektoraten zustande gekommen. Vorbereitet wurde er vom Bochumer Kanzler, der immerhin fast zehn Jahre Personaldezernent der UniDO gewesen ist, und seiner Dortmunder Kollegin, immerhin eine Absolventin der RUB und Doktorandien eines früheren Bochumer Rektors. Beraten wurden sie vom vormaligen RUB-Kanzler, der selbst als Kanzler der Pädagogischen Hochschule Ruhr die Fusion mit der Universität Dortmund miterlebt hat.
Neues Logo: "BODOs" Beitrag zum neuen NRW-Gleichstellungsgesetz
Nur am Rande sei vermerkt, dass auch über das zukünftige Logo eine Einigung bereits erzielt wurde: Das Dortmunder Logo nimmt die mythologischen Figuren des Bochumers gleichsam auf die "Schüppe". Bei dieser Gelegenheit verabschieden sich auch die Bochumer von ihrem bis zuletzt ungeliebten Epimetheus. Als Zeichen der erfolgreichen Fusion und als Beitrag der Ruhr-Universität BODO zum neuen NRW-Gleichstellungsgesetz steigt nun Epimetheus' Gemahlin Pandora auf und blickt zukünftig auf ihren Schwager Prometheus im gemeinsamen Wappen herab (siehe Bild). In Dortmund heißt es Abschied nehmen von der erst vor wenigen Tagen beschlossenen Internet-Bezeichnung U_DO. Keine Frage, dass BODO der Mann der Zukunft ist. Übrigens: Manche behaupten, dass der Layouter im Schriftzug des neuen Siegels bewusst Platz für die Abkürzungen E (Essen) und DU (Duisburg) gelassen hat.
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