"Anthropologische Wende" um 1750 wird beleuchtet
"Zwischen Empirisierung und Konstruktionsleistung: Anthropologie im 18. Jahrhundert" lautet das Thema einer zweitägigen Tagung, die vom Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung an der Martin-Luther-Universität (IZEA) am 18. September 2000, 9:00 Uhr, im Haus 54 der Franckeschen Stiftungen zu Halle, Franckeplatz 1, beginnt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Heinz Thoma und Dr. Jörn Garber vom IZEA. Erwartet werden cirka 50 Teilnehmer und 15 ReferentInnen, die aus dem gesamten Bundesgebiet und aus Frankreich anreisen. Eröffnung am 18. September, 9:00 Uhr.
Die Tagung widmet sich der sogenannten "Anthropologischen Wende", die sich um 1750 gleichermaßen innerhalb der Aufklärung Englands, Frankreichs und Deutschlands vollzogen hat. Sie wird bestimmt durch die Kritik eines neuen Empirismus an der Leistungsfähigkeit der rationalistischen Philosophie der Früh- und Hochaufklärung. Diese Interpretationsform wertet den Körper und die Sinne des Menschen auf und kritisiert die Geistfixiertheit der älteren Aufklärung.
Im Zuge der "Anthropologischen Wende" kam es zu einer vollkommen neuen Bewertung von Individuum, Gesellschaft und Geschichte und gleichzeitig zu einer Aufhebung des Gegensatzes von "Natur" und "Kultur". Ihre Vertreter untersuchten den Einfluss der Seele auf den Körper und des Körpers auf die Seele (in der Psychomedizin), die Erkenntnisleistung der unmittelbaren Wahrnehmungsformen (in der empirischen Psychologie), die Bestimmung von Natur und Geist des Menschen, die neue Konzeption der "Allgemeinen Geschichte" ("Menschheitsgeschichte"), die Entstehung der Pädagogik als Wissenschaft, die Begründung einer neuen Gesellschaftstheorie (Frühsoziologie).
Diese Aspekte sollen auf der Tagung von einem interdisziplinären Referententeam (Germanisten, Philosophen, Romanisten, Politologen, Soziologen) in Einzelvorträgen erörtert werden, wobei die Universität Halle als Wissenschaftsstandort der Aufklärung in diesem Diskussionsspektrum eine große Rolle spielt, da hier die sogenannte Psychomedizin ebenso begründet wurde wie die frühe Völkerkunde (Ethnologie) und die wissenschaftliche Pädagogik.
Namhafte Fachexperten behandeln in ihren Vorträgen folgende Themen:
"Kritik der Philosophie", "Das Eigene und das Fremde", "Ökonomie und Menschheitsgeschichte", "Naturbestimmung des Menschen", "Utopie und Kontraktualismus", "Erzählen - Verhalten", "Vorurteil - Vernunft - Urteil".
Dr. Jörn Garber
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Dr. Jörn Garber
Tel.: (0345) 55 217 71/73
Fax: (0345) 55 272 52
e-mail:gruen@izea.uni-halle.de
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