Der rote Ikarus frühe sowjetische Stadtutopien, 1917 bis 1933, Vortrag in der Reihe Civitas
Die interdisziplinäre Vortragsreihe "Civitas - Geometrie und Lebenswelt" der Fachhochschule Potsdam wird am Montag, dem 13.11.2000 um 18.30 Uhr im Palais am Stadthaus, Friedrich-Ebert-Str. 37, mit dem Vortrag "Der rote Ikarus - Frühe sowjetische Stadtutopien, 1917-1933" fortgesetzt.
Prof. Dr. Jelena Jamaikina wird über utopische städtebauliche Entwürfe referieren, die das Kernstück des russischen Konstruktivismus bilden und sicherlich eines der interessantesten Kapitel der europäischen Moderne sind. Die russische Avantgarde, die sich vor dem ersten Weltkrieg formierte, begrüßte die Oktoberrevolution 1917. Man sah mit ihr neue ungeahnte Möglichkeiten, das Programm der Moderne zu realisieren. Das emanzipatorische Vorhaben war Ausdruck des Glaubens an die Möglichkeit, mittels der Kunst die Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen zu verändern und zu vervollkommnen. Die ungeheueren Umbildungen des Staates, der Gesellschaft und der Wirtschaft bedingten eine radikale Umorientierung allen Bauens. "Die neue Architektur baut bei uns nicht Unterbrochenes weiter aus, sie steht an einem Anfang und hat nicht nur zu konstruieren. Ihre Aufgabe ist es, die neuen Lebensbildungen zu erfassen, um aktiv durch entsprechende Baugestaltungen an dem gesamten Werden der neuen Welt teilzunehmen.", schrieb El Lissitzky 1930. Zur gleichen Zeit jedoch formierte sich in Rußland schon die totalitäre Reaktion, die die konstruktiven und abstrakten Experimente der Revolutionäre mit dem Dogma des "Sozialistischen Realismus" 1932/1933 abwürgte.
Prof. Dr. Jamaikina ist seit 1993 Professorin für Kunst- und
Designgeschichte an der Fachhochschule Potsdam.
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