Weiße Weihnacht ade
Schnee an Heiligabend wird in Deutschland zur Rarität. Das berechneten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Atmosphärische Umweltforschung IFU. Die Niederschläge kommen erst im Februar - dann aber so intensiv und mit heftigen Stürmen gepaart, dass die Lawinengefahr steigt.
Landauf, landab wird sehnsüchtig auf den ersten Schnee gewartet. Doch wochenlang verkündeten Meteorologen: »Für diese Jahreszeit zu warm«. Für Prof. Dr. Wolfgang Seiler, Leiter des Fraunhofer IFU in Garmisch-Partenkirchen ist das keine Überraschung: »Die Klimaentwicklung führt weg von der weißen Weihnacht. In Deutschland wird Schnee an Heiligabend zukünftig zur Ausnahme werden«. Die Garmischer Forscher haben Berechnungen und Simulationen für die zukünftige Klimaentwicklung bis in die Jahre 2050 bis 2060 angestellt. Die Ergebnisse zeigen für Süddeutschland und den Nordalpenraum: Die Temperaturen für die Monate November, Dezember und Januar werden um bis zu 2 °Celsius steigen. Andererseits sagen sie für Februar kältere Temperaturen voraus. Auch die Niederschläge werden sich verschieben: Während es im Dezember und Januar kaum Schnee geben wird, ist in den Monaten Februar und März mit stark ansteigendem Schneefall zu rechnen. Gleichzeitig, so die Prognosen, sind diese intensiven Niederschläge begleitet mit zunehmenden Windgeschwindigkeiten und veränderten Windrichtungen. Damit steigt die Lawinengefahr. »Die Lawinenvorhersage- und -warnsysteme müssen den neuen klimatischen Gegebenheiten angepasst werden«, kommentiert Prof. Dr. Seiler sorgenvoll. »Denn die heutigen Systeme greifen sonst an den falschen Stellen.«
Berechnet hat das IFU diese Klimaveränderungen mit Hilfe eines regionalen Klimamodells. Es ermöglicht auf der Basis globaler Klimamodelle die Klimaentwicklung in einzelnen Regionen vorherzusagen. Das Modell wurde im bayerischen Klimaforschungsprogramm entwickelt. Zurzeit wird es erweitert, um auch Aussagen über die Auswirkungen der Klimaänderung zu gewinnen. Denn die Forscher wollen wissen, was zum Beispiel häufigere und heftigere Hochwasser oder Trockenheitsperioden für das Ökosystem, die Landwirtschaft oder den Wintersport bedeuten werden. »Die Aussichten sind nicht besonders erfreulich«, bringt Prof. Seiler die aktuelle Lage auf den Punkt. »Der Ausgang des letzten Klimagipfels zeigt, wie gering die Bereitschaft ist, etwas gegen das wachsende Übel zu tun. Es wäre nötig, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Ein schneller und einfacher Weg dahin ist, Energie einzusparen, etwa durch Verkehrsvermeidung, bessere Wärmeisolierungen an Gebäuden oder intelligenteres Heizen.« Doch auch Regierungen und Gesetzgebung weltweit müssen etwas tun. Dann ist der Traum von der weißen Weihnacht nicht für immer passé.
Auch wenn zukünftig wohl mit grüner Weihnacht zu rechnen ist, wünschen wir Ihnen ein fröhliches und beschauliches Fest.
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Prof. Dr. Wolfgang Seiler
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