Berliner Forschergruppe erhält 20 000 Sfr. für Innovation in der Endoprothetik
AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 19-2001
Mit dem "Gisela Sturm Preis" des Jahre 2001 werden Dr.Ing. Georg Duda (35) und Dipl.-Ing. Markus Heller (31) von der "Klinik für Unfall und Wiederherstellungschirurgie" der Charité sowie Priv.Doz. Dr. Ing. Georg Bergmann vom Biomechaniklabor des Benjamin Franklin Klinikums am 7. Juni in Rahmen des diesjährigen EFORT-Kongresses (European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology) in Rhodos ausgezeichnet. Den Preis, der mit vierzigtausend Schweizer Franken dotiert ist, teilt sich die Berliner Gruppe mit einer dänischen Arbeitsgruppe aus Aarhus. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre von der Schweizer Schulthess Klinik vergeben und würdigt innovative Arbeiten auf dem Gebiet des künstlichen Gelenkersatzes.
Für die Stabilität künstlicher Hüftgelenke (aber auch für die Heilung von Knochenbrüchen) ist der Einfluß der beteiligten Muskulatur von entscheidender Bedeutung. Exakte, nämlich quantitative Messungen der Muskelkräfte des Beines, die auf das Hüftgelenk wirken, gab es bisher nicht, weil die Messung bei Menschen aus ethischen Gründen unmöglich ist und nicht-invasive Meßverfahren nicht zur Verfügung stehen. Man war deshalb auf computergestützte Modellrechnungen angewiesen, mit denen die komplexe Verteilung oder Muskelkräfte berechnet bzw. abgeschätzt werden konnten.
Der Berliner Arbeitsgruppe ist es nun gelungen, beim Menschen unter alltäglichen Belastungen beim Gehen und Treppensteigen die auftretenden Kräfte quantitativ zu erfassen. (Die Ergebnisse werden in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift "Journal of Biomechanics" publiziert werden.) Die Messungen konnten mit Hilfe von vier Patienten durchgeführt werden, die zwischen 51 und 76 Jahre alt waren. Sie hatten alle ein künstliches Hüftgelenk erhalten, in dessen Oberschenkelanteil ein winziges Telemetriegerät eingebaut war. Bei Testbeginn lagen die Implantationen zwischen 11 und 31 Monate zurück. Damit war gewährleistet, dass die Implantate fest eingeheilt waren.
Die Untersuchung war so eingerichtet, dass die Kräfte der Muskeln, die vom Fuß zum Knie und vom Knie zum Hüftgelenk verlaufen, bei jedem Bewegungszyklus des Gehens oder Treppensteigens berechnet wurden. Die Auswertung ergab, daß die gemessenen Werte sehr gut mit den Ergebnissen der Modellrechnungen übereinstimmten, wenngleich die tatsächlichen Kräfte etwas geringer als die errechneten ausfielen. Es ist jedoch ein wichtiges Ergebnis, dass die Modellrechnungen die Verhältnisse nahezu korrekt widerspiegeln und also für die Weiterentwicklung und den Einbau von Prothesen genutzt werden können. Voraussetzung ist allerdings, daß man ein biomechanisches Modell benutzt, das die anatomischen Daten des individuellen Patienten angemessen berücksichtigt.
Silvia Schattenfroh
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