FH Erfurt: Kooperation mit Syrien und assyrischer Lehm
Der Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Erfurt hatte Mitte Juli weitgereisten Besuch: Professor Dr.-Ing. Dassar Ghanem von der Fakultät für Bauingenieurwesen der Tishreen Universität in Lattakia/ Syrien, der nach Besuchen an den Universitäten in Rostock, Dresden und Weimar für eine Woche nach Erfurt kam. Seit 1999 hat der Erfurter Fachbereich Kontakte zur Universität in Lattakia, die in 18 Fakultäten etwa 35000 Studierende hat. Der syrische Gast bereitet jetzt die Unterzeichnung eines Protokolls und einer Kooperationsvereinbarung vor, die später von den Rektoren beider Hochschulen unterzeichnet werden soll.
Man arbeite auch schon sehr gut ohne die schriftliche Vereinbarung, so Professor Ghanem. Er traf in Erfurt auf den ehemaligen Studenten und jetzigen wissenschaftlichen Mitarbeiter Dipl.-Ing (FH) Frank Gerdesmeier. Als Student hatte Frank Gerdesmeier 1999 an einer archäologischen Expedition in Nordostsyrien unter der Leitung von Herrn Prof. Kühne von der FU Berlin teilgenommen und später Konservierungsmaßnahmen für Lehmbaustoffe im Sommer 2000 und Winter 2001 vor Ort getestet. Er war in Syrien von Professor Ghanem unterstützt worden. Jetzt arbeitet Frank Gerdesmeier an seiner Dissertation, die von Prof. Dr. Christel Nehring (FH Erfurt) und Prof. Dr. Christian Kaps (Bauhausuniversität Weimar) betreut wird und bei deren Realisierung in Syrien auch Herr Prof. Dr. Ghanem beteiligt ist.
Unter der maßgeblichen Leitung der Erfurter Professorin Dr.-Ing. Christel Nehring werden deutsche und syrische Wissenschaftler gemeinsam das Forschungsprojekt "Konservierung von archäologischen freigelegten assyrischen Lehmsteinmauerwerken" bearbeiten. Entsprechende Baustoffproben hat Frank Gerdesmeier aus Syrien mitgebracht und im Labor untersucht. Dabei wurden die chemischen und mineralogischen Bestandteile bestimmt und Beständigkeits- und Festigkeitsprüfungen vorgenommen. Es wurden hohe Kalk- und Gipsgehalte festgestellt, welche die Eigenschaften des Lehms positiv beeinflussen. Professorin Nehring: "Der um 600 v.Chr. in der Region verarbeitete Lehm besitzt eine für uns überraschende mineralogische Zusammensetzung. Der Tonmineralanteil, und damit die Bindigkeit ist sehr gering. Das Haupttonmineral ist das in Deutschland selten vorkommende Palygorskit." Zur Herstellung der Lehmsteine, so Frank Gerdesmeier, wurde der feuchten Lehmmasse teilweise Strohhäcksel beigemischt, diese in eine Form gepresst und anschließend in der Sonne getrocknet.
Kontakt: Prof. Dr. Christel Nehring, Tel. 0361/ 6700-953, -922
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