Kuratorium initiierte neue Ära von Alten-Einrichtungen
Erster Neubau mit familienähnlichen Gemeinschaften in Ostdeutschland
Kuratorium initiierte neue Ära von Alten-Einrichtungen
Erster Neubau mit familienähnlichen Gemeinschaften in Ostdeutschland
Brandenburg (KDA), 23. Juli 2001 - Mit den Wohngrupppenhäusern für pflegebedürftige demente Seniorinnen und Senioren im Seniorenzentrum Clara Zetkin in Brandenburg wurde nach Angaben des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) jetzt erstmalig auch in Ostdeutschland eine neue Ära im Altenpflegeheimbau und bei der Betreuung orientierungsloser älterer Menschen eingeleitet. Die drei eigenständigen Wohngruppen für jeweils acht pflegebedürftige Menschen mit Demenzerkrankungen, die in familienähnlichen Hausgemeinschaften zusammenleben, stehen für ein Pflegeheimmodell mit Zukunft, das den Bewohnern mehr Lebensqualität und dem Personal mehr Zufriedenheit bietet, so Hans-Peter Winter, Leiter der
KDA-Abteilung Architektur.
Nach den Alten-Verwahranstalten aus den 60-er Jahren, den krankenhausähnlichen Heimen aus den 70-er Jahren, den Pflegeeinrichtungen mit Wohnbereichen und Wohngruppen aus den 80-er und 90-er Jahren sei jetzt mit diesen Wohn- oder Hausgemeinschaften eine neue, richtungsweisende, vierte Generation im Pflegeheimbau entstanden, erläuterte Winter.
Das gemeinnützige Kuratorium Deutsche Altershilfe, das seit über 25 Jahren die Entwicklungslinien im Pflegeheimbau in den alten Bundesländern - und seit über zehn Jahren auch in den neuen Bundesländern - beeinflusst, initiierte solche familienähnlichen Gemeinschaften und unterstützt die Planung und Umsetzung dieser neuen Wohn- und Lebensform für ältere Menschen. Mit Hilfe des KDA sind jetzt in Deutschland
25 Senioreneinrichtungen nach dem zukunftsweisenden Hausgemeinschaftsprinzip realisiert oder in der Planungs- und Bauphase. Die Wohngruppenhäuser im Seniorenzentrum Clara Zetkin in Brandenburg sind - soweit dem KDA bekannt - die ersten fertig gestellten und bezogenen Einrichtungen der neuen Pflegeheimgeneration in den neuen Ländern. Sie entstanden im Rahmen des vom Bundesministeriums für Gesundheit aufgelegten Modellprogramms zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger. Auch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg und die Alzheimer Gesellschaft Brandenburg beteiligten sich an dem Modellprojekt.
Kleine Wohngruppen mit Küche als lebendigem Zentrum
Jeder der Bewohner in den drei familienähnlichen Wohngruppen hat ein 20,5 Quadratmeter großes Einzelzimmer mit Bad. Die Bewohnerzimmer gruppieren sich um eine
50 Quadratmeter große, offene Wohnküche, die für das Leben in jeder Gruppe von zentraler Bedeutung ist. Denn die älteren Menschen - zumeist sind es Frauen - beteiligen sich, sofern sie können und mögen, an den ganz normalen Alltagsaktivitäten wie etwa Kochen, Spülen, Abtrocknen oder Putzen. Oder sie verfolgen ganz einfach am großen freistehenden Esstisch mit, wie sich das normale Leben in der Wohnküche abspielt. Der ganz gewöhnliche Alltag mit seinen aus früheren Tagen vertrauten Bewegungsabläufen, Geräuschen und Gerüchen wird so quasi zur Therapie, erläuterte der KDA-Experte Hans-Peter Winter. Begleitet und unterstützt werden die Bewohner von festen Präsenzkräften (meist Hauswirtschafterinnen). Sie sind zwischen sieben Uhr morgens und 21 Uhr abends in jeder Hausgemeinschaft anwesend - als Ansprechperson für alle und alles: So helfen sie etwa beim An- und Ausziehen, der Planung und Zubereitung der Mahlzeiten, der Reinigung oder der Vermittlung von Kontakten - beispielsweise zu Angehörigen, die häufig da sind und die Betreuung unterstützen oder Ärzten oder Pflegefachkräften.
Weitergehende Pflegeleistungen werden - je nach Bedarf - durch Fachkräfte einer hauseigenen Sozialstation übernommen und als ambulante Pflege-Sachleistungen mit der Pflegekasse abgerechnet. Auch nachts ist stets eine Fachkraft (als Nachtwache) für die
24 Bewohner in den drei Wohngruppen anwesend.
Für die Betreuung der drei ambulant versorgten Haus- oder Wohngemeinschaften sind insgesamt 13,14 Vollzeit- und drei Zivildienststellen eingeplant. Jeder Bewohner gilt als Mieter. Er schließt einen separaten Wohnprojektvertrag und einen Pflegevertrag ab.
Baukosten im Rahmen der Richtwerte
Die gesamten Baukosten belaufen sich in Brandenburg auf 176.333 DM pro Platz in einer familienähnlichen Gemeinschaft. Sie liegen damit im Rahmen der Kostenrichtwerte der Länder für den Pflegeheimbau (ca. 150.000 bis 180.000 DM pro Platz). Dabei steht den Bewohnern mit ihren relativ großen Einzelzimmern und ihrem Wohn- und Essbereich in den Hausgemeinschaften sehr viel mehr privater Raum (je Bewohner insgesamt 61 Quadratmeter Wohnfläche) zur Verfügung als in den meisten herkömmlichen Pflegeheimen.
Zugunsten dieser Privatsphäre, die Geborgenheit und Normalität vermittelt, wird in Hausgemeinschaften bewusst auf kostspielige zentrale Flächen und Einrichtungen, wie Empfangshallen, Zentralküchen, Verwaltungstrakte, Speise- und Festsäle verzichtet.
Hausgemeinschaften sollten aus der Sicht des KDA nicht nur zunehmend beim Neubau von Pflegeeinrichtungen berücksichtigt werden. Auch bei der in den nächsten Jahren dringend notwendigen Modernisierung und Sanierung von mindestens 100.000 Pflegeheimplätzen sollte dieses neue Konzept, das pflegebedürftigen und desorientierten älteren Menschen ein würdevolles Leben und Wohnen ermöglicht, verstärkt umgesetzt werden.
KDA-Publikation informiert über Bau- und Personalplanung
Über den neusten Stand zum Thema Hausgemeinschaften, sowie viele wichtige Hilfen und Details zur Bau- und Personalplanung informiert der Band Hausgemeinschaften - die 4. Generation des Pflegeheimbaus - Eine Dokumentation zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger aus der Reihe BMG-Modellprojekte, Band 8. Die
74-seitige Publikation mit 20 Farbfotos, 30 Grundrissen und sieben Grafiken ist gegen eine Schutzgebühr von 10 DM (zuzüglich Versandkosten) beim Kuratorium Deutsche Altershilfe, Versand, An der Pauluskirche 3, 50677 Köln, Fax 0221-93 18 47-6, Email versand@kda.de, zu beziehen.
Weitere Informationen:
http://www.kda.de