Auftakt mit Kaiser und Gott: Siebenmal Altertumswissenschaftliches Kolloquium im Wintersemester
Auswärtige und Augsburger Althistoriker, Archäologen und Altphilologen berichten aus ihren Forschungsarbeiten -
Der Lehrstuhl für Alte Geschichte und die Fächer Klassische Archäologie und Klassische Philologie laden im Wintersemester zu sechs Vorträgen im Altertumswissenschaftlichen Kolloquium ein, in dem Augsburger und auswärtige Althistoriker, Archäologen und Altphilologen über ihre aktuellen Forschungsarbeiten berichten. Die Vorträge finden jeweils dienstags ab 18.15 Uhr in HS III (Hörsaalzentrum, Universitätsstraße 10) statt und sind öffentlich.
23. OKTOBER 2001
Prof. Dr. Hans-Ulrich Cain (Leipzig): Kaiser und Gott auf römischen Fora
Der Vortrag thematisiert die religionspolitische Rolle des römischen Kaisers im topographischen Zentrum der Städte. Wurden die regierenden Kaiser offenbar wie lebende Gottheiten verehrt, fragt man sich, wie diese herrscherliche Qualität im Mittelpunkt einer urbanen Lebenswelt zum Ausdruck gebracht wurde. Anhand der Tempel und Altäre auf römischen Fora lässt sich zeigen, in welchem Verhältnis Kaiser und Götter tatsächlich zueinander standen bzw. gesehen wurden
6. NOVEMBER 2001
Prof. Dr. Bernhard Schimmelpfennig (Augsburg): Distanz und Nähe. Beobachtungen zu persischen Palästen der Antike
Noch bis 1989 konnten Kreml-Astrologen die jeweils aktuelle Stellung von sowjetischen Politikern daran erkennen, wie nahe sie dem Generalsekretär auf der Tribüne bei Paraden zugeordnet waren. Andererseits wirkt das Prinzip von Distanz und Nähe bis heute im Protokoll von Empfängen: Welcher Politiker oder Diplomat in welchem Raum einer aufgesuchten Residenz von deren Hausherrn empfangen wird, macht den Rang des Besuchers in der Sicht des Besuchten und dessen Berater sichtbar. In diesem Vortrag sollen beide Aspekte am Beispiel altpersischer Residenzen untersucht werden. Im Vordergrund werden drei Residenzen stehen: aus der Zeit der Achämeniden Pasargadai (Residenz Kyros' II., 559-530 v.Chr.) und vor allem Persepolis (Residenz Dareios' I., 522~86 v.Chr.), aus der Zeit der Sassaniden der Palast bei Firuzabad (Residenz Ardaschirs I., 224-241 n.Chr.). Wenn noch Zeit verbleibt, soll gefragt werden, ob und inwiefern die Raumordnung altpersischer Residenzen auf spätere Anlagen Einfluss genommen hat.
20. NOVEMBER 2001
Patricia Just (Augsburg): Die "Hofbischöfe" des Constantius II - intrigante Opportunisten oder Opfer athanasianischer Polemik?
Im Gegensatz zu seinem Vater Konstantin dem Großen hat Constantius II (353-361) von der historischen Forschung bisher mehr Kritik als Anerkennung erfahren. Ein immer wieder zu findender Vorwurf ist, dass Constantius im arianischen Streit einige Bischöfe, die ein von der nicaenischen "Orthodoxie" abweichendes Bekenntnis vertraten, in sein Gefolge aufnahm. Mit Hilfe der kaiserlichen Unterstützung sei es ihnen gelungen, eminente Machtpositionen einzunehmen und ihre "häretischen" Anschauungen mit Gewalt durchzusetzen Die prominentesten Vertreter dieser anscheinend so einflussreichen Bischofsgruppierung sind Eusebius von Nikomedien, Valens von Mursa und Ursacius von Singidunum, die von Athanasius pauschal als "Ariomaniten" bezeichnet werden. Der Vortrag setzt sich zum Ziel, das Verhalten dieser drei Bischofspersönlichkeiten im Bezug auf Constantius zu rekonstruieren und dabei die Stichhaltigkeit der Äußerungen des Athanasius kritisch zu hinterfragen.
4. DEZEMBER 2001
Dr. Bernard van Wickevoort Crommelin (Hamburg): "Der Krieg als gewalttätiger Lehrer" - Thukydides und zeitgenössische Reflexionen über die Natur des Krieges
18. DEZEMBER 2001
Martin Ihrig (Augsburg): Kommunikation und Kontext. Methodische Strategien zur Deutung körpersprachlicher Ausdrucksmittel in den Werken des Tacitus
15. JANUAR 2002
Priv. Doz. Dr. Franz Alto Bauer (Rom): Die Christianisierung der spätantiken Stadt am Beispiel Ostias
29. JANUAR 2002
Prof. Dr. Wulf Raeck (Frankfurt): Priene in Ionien. Neue Fragen an einen alten Grabungsort
Das in den 90er Jahren des 19. Jhs. teilweise ausgegrabene Priene nahe der heutigen türkischen Westküste gilt als Paradebeispiel einer spätklassisch-hellenisitschen Stadt aus dem 4. - 2. Jh. v. Chr. Der Vortrag stellt den Ort mit seinen wichtigsten und oft sehr gut erhaltenen Gebäuden vor (Athenatempel, Theater, Bouleuterion usw.) und behandelt dann ein derzeit laufendes Grabungs- und Forschungsprojekt zu Fragen der Stadtentwicklung und Wohnarchitektur.
KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
Prof. Dr. Valentin Kockel, Klassische Archäologie,
Philologisch-Historische Fakultät der Universität Augsburg, 86135 Augsburg,
Telefon 0821/598-5549 oder -5502, e-mail: valentin.kockel@phil.uni-augsburg.de