Unvermitteltes Abbrechen im musikalischen Fluss
Chor und Orchester der Universität Witten/Herdecke (UWH) spielen im Mariendom zu Velbert-Neviges mit der "Missa solemnis" eines der schwierigsten Werke der musikalischen Literatur
Sie gilt als eines der anspruchvollsten Werke der Musikliteratur: Beethovens "Missa solemnis", op. 123. Es sei sein bestes Werk, sagte der Komponist über die zwischen 1822 und 1825 im Auftrag des Erzbischofs Rudolph von Ölmütz entstandene Messe. Es war auch eines seiner letzten Stücke. Nicht allein, dass das Werk mit seinen Rahmen sprengenden, eineinhalb Stunden Aufführungsdauer Solisten, Chor und Orchester höchste Kondition abverlangt. Hinzu kommt, so Universitätsmusikdirektor Ingo Ernst Reihl, "dass die Missa verglichen mit anderen Werken dieser Gattung ein ausgesprochen sperriges Werk ist." Ein Werk, dass sich den Aufführenden erst ganz allmählich erschließt: "Viele der Laienmusiker und -sänger haben zunächst Schwierigkeiten gehabt, die Kanten des Stückes zu akzeptieren", beschreibt Reihl die besondere Problematik beim Einstudieren. Besteht doch die Tücke der Missa darin, dass ihre musikalischen Motive im Gegensatz zu Bach- oder Mozartmessen oft unvermittelt abbrechen - eine Kompositionstechnik, wie sie später besonders Tschaikowsky kultiviert hat. Diese Technik führt andererseits zu ungeheuren Spannungsmomenten, einem "musikalischen Stau, der beim Publikum große Erwartungen weckt", sagt Reihl. Verstärkt wird dieser Staueffekt, der nach Auflösung ruft, noch dadurch, dass Beethoven jedes "et" (und) aus dem lateinischen Text besonders hervorhebt und damit den Fluss zusätzlich unterbricht.
Das Vokaltraining des Chores - Studierende aus dem Studium fundamentale -
übernahm kein Geringerer als der Sänger Alvas Svilpa vom Aalto-Theater, der vor einiger Zeit zum besten Sänger des Ruhrgebiets gewählt wurde. Wenn Solisten, Chor und Orchester der UWH die Missa am Sonntag, den 9. Dezember 2001, 20 Uhr, im Mariendom zu Verlbert-Neviges spielen werden, haben sie immerhin ein Jahr Proben hinter sich.
Die Aufführung findet im Rahmen eines Beethoven-Zyklus an der Universität Witten/Herdecke statt, der bis zum Ende des nächsten Semesters dauert. Auf dem Programm stehen u.a. alle Beethoven-Streichquartette und das selten gespielte Trippelkonzert.
Ludwig van Beethoven: Missa solemnis, op. 123, Ausführende: A. Kriksciunaite, Sopran; L. Jonutyte, Mezzosopran; A. Rubezius, Tenor; I. Misiura, Bassbariton; Chor und Orchester der Universität Witten/Herdecke, Leitung: UMD Ingo Ernst Reihl
· Sonntag, 9. 12. 2001, 20.00 Uhr, Mariendom (Wallfahrtskirche) zu Velbert-Neviges
Weitere Aufführungen:
· Sonntag, 2. 12. 2001, 20.00 Uhr, Große Halle, Campusgebäude, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten
· Donnerstag, 6. 12. 2001, 20.00 Uhr, Städtischer Saalbau, Witten
· Freitag, 7. 12. 2001, 20.00 Uhr, St. Marienkirche zu Hagen (neben dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum)
Informationen: Ingrid Allwardt, Tel.: 02302/926-820, -812, allwardt@uni-wh.de oder Herr Tetzlaff, Tel. 02302/926-594