Sammlung zu Ostwalds Farbenlehre ergänzt
Die Universität Leipzig erhielt aus Privatbesitz Arbeiten und Gegenstände zur Ostwaldschen Farbenlehre im Wert von über 150 000 DM zum Geschenk. Im Rektorat der Universität wurde jetzt zwischen Dr. Arne Fuchs aus München und Rektor Prof. Dr. Volker Bigl ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. Der Vater des Schenkers, Dipl.-Ing. Erhardt Fuchs, hatte sich als Rationalisierungsingenieur im Zusammenhang mit Produkt-, Raum- und Gebäudegestaltung in den 1930er Jahren intensiv mit der Farbenlehre von Wilhelm Ostwald und deren praktischer Anwendung befasst und hierfür nötige Geräte (Farbpyramide, Farbkästen, Farbtafeln, Farbdrehscheiben, Vergleichstafeln u.a.m.) sowie Schriften und Bücher zur Farbanwendung erworben. Dabei hatten sich auch Verbindungen zur Familie des ab 1906 in Großbothen ansässigen Nobelpreisträgers ergeben. Die Universität verpflichtet sich, die erhaltenen Gegenstände der Wilhelm-Ostwald-Gedenkstätte in Großbothen und damit einer sinnvollen Nutzung zur Verfügung zu stellen, verbunden auch mit der Hoffnung, wie der Rektor sagte, dass der Freistaat bis zum 150. Geburtstag Ostwalds im Jahre 2003 dessen Besitz in Großbothen wieder der Universität zuführt.
Ostwald, der sich im Auftrag des Deutschen Werkbundes ab 1914 systematisch mit dem Phänomen Farbe befasst hat, zählt auch aus heutiger Sicht zu den wichtigsten Pionieren der Farbwissenschaft. Seine Bestreben war es, durch eine quantitativ begründete Chromatik "genormte", also gesetzmäßig reproduzierbare Farben herzustellen. Durch seine Messungen gelang es, mathematisch genau bestimmbare und damit unverwechselbare Farbbezeichnungen einzuführen. Den verschiedenen Nutzern stellte er auf dieser Grundlage spezielle Arbeitsmaterialien zur Verfügung, so z. B. einen großen Farbenatlas mit über 2500 eingestellten Farben, einen Kunstseidenatlas, Woll- und Seidenkataloge für die Textilindustrie, Messstreifen für das Himmelsblau für Meteorologen, Messvorlagen für die Herstellung künstlicher Augen, einen Haut- und Gewebefächer mit über 1000 Farbproben für die Gerichtsmediziner bis hin zu Farbtafeln für Kanarienvogel- und Blumenzüchter. Für die Schulen wurden nach den Ostwaldschen Normen eingerichtete Malkästen mit Deck- und Aquarellfarben hergestellt.
Ostwald selbst war der Meinung, dass er mit seiner Farbenlehre das alte Problem von der Harmonie der Farben grundsätzlich gelöst habe. Wie er in einem Brief an einen Kollegen schrieb, habe er "ungefähr fünf Jahre unausgesetzt und mit aller Anspannung an dieser Sache gearbeitet"; er glaube, "es ist das beste geworden, was ich in meinem Leben gemacht habe". Ostwald, Autor auch von Arbeiten zur physikalischen Chemie der Malerei, hat ja zur Entspannung auch selbst Landschaftsbilder gemalt und dabei eigene Erfahrungen bei der Farbanwendung gewonnen.