Juristen der Universität Münster drehten Lehrfilm
Neuland betreten mit Inszenierung eines Schiedsgerichts
"Grau ist alle Theorie, doch grün ist nur des Lebens gold'ner Baum" - getreu dem Zitat Goethes beschreiten die Rechtswissenschaftler um Prof. Dr. Klaus Berger vom Institut für Internationales Wirtschaftsrecht der Universität Münster neue Wege, um ihr Wissen zu vermitteln. Statt eines trockenen Lehrbuches haben sie eine interaktive DVD entwickelt, deren Kernstück ein rund anderthalbstündiger Film über eine Verhandlung vor einem Schiedsgericht ist. Nachgestellt wurde sie durch international renommierte Juristen, moderiert wird sie von Berger selbst. Gedreht wurde in den Räumen der Abteilung Audiovisuelle Medien, finanziert wird das Projekt von der August-Maria-Berges-Stiftung, von der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit und vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium.
"Ursprünglich wollte ich nur ein Lehrbuch schreiben über internationale Schiedsgerichtsbarkeit anhand eines fiktiven Falles", erzählt Prof. Berger. "Aber die schriftliche Schilderung war einfach nicht lebendig genug, zumal Schiedsgerichtsverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und keine Zuschauer zugelassen sind". Um Studierenden also die Chance zu geben, wenigstens einmal bei einer solchen Verhandlung dabei zu sein, entwickelte Berger ausgehend von seinen schriftlichen Materialien ein Drehbuch und bat Praktiker aus London, Paris, Zürich und vom Bundesgerichtshof um ihre Mitwirkung. "Es haben alle sofort begeistert zugesagt, ohne Honorar zu verlangen", berichtet Berger.
Während der achtstündigen Aufnahmen, die von Bergers Assistent Stefan Hoffmann und Peter Kemper von der AV Medien geleitet wurden, lebten sich die Profis so sehr in den fiktiven Fall ein, dass es für sie "just another ordinary day of work" war, erzählt Hoffmann. Ein nicht ganz normaler Arbeitstag war es für Berger, der als Moderator fungierte und dafür seitenweise Text auswendig lernen musste, während seine Kollegen ihre Aktennotizen als Hilfsmittel nutzen konnten. Verhandlungssprache war, wie in der Praxis üblich, Englisch.
Auch für Dr. Hasko Schneider, Leiter der Abteilung Audiovisuelle Medien gehörte der Auftrag der Juristen nicht zum Standard. "Wir mussten mit vier Kameras arbeiten, was wir nur ganz selten tun", erläutert Kemper. So nimmt denn auch die Nachbearbeitung viel Zeit in Anspruch. Insgesamt 15 Stunden Material wollen synchronisiert, der Ton nachbearbeitet und zusammengeschnitten
werden. Dank des modernen Schnittplatzes kann dabei auf absolutem Profi-Niveau gearbeitet werden.
Ende März sollen das Lehrbuch und die DVD, auf der neben der Verhandlung auch sämtliche Schriftstücke und Dokumente, die im Schiedsgerichtsverfahren eine Rolle spielen, zu finden sind, herauskommen - pünktlich zum internationalen Moot Court in Wien, einem Wettbewerb, bei dem Studierende gegeneinander in fiktiven Verhandlungen antreten und bei dem Münsteraner in den vergangenen Jahren stets mit Preisen bedacht wurden. "Zumindest für unser Fach haben wir mit diesem interaktiven Lehrkonzept absolutes Neuland betreten", freut sich Berger. "Und wenn alles so wird, wie wir uns das vorstellen, dann wird es fantastisch".
Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/Jura.iwr/deutsch/berger/index.html