Quanten-Chaos und Zahlentheorie
Quanten-Chaos und Zahlentheorie
Workshop befaßt sich mit verborgenen Analogien
Es liegt nicht an einer momentanen Unzulänglichkeit der Wissenschaft, sondern an prinzipiellen Schwierigkeiten, daß wir heute nicht wissen, ob der August herrlich schön und heiß, oder verregnet sein wird. Ein noch so kleiner Meßfehler bei der Bestimmung der für die Prognose wesentlichen Ausgangsparameter wie Druck, Temperatur und Feuchtigkeit sorgt langfristig für immense prognostische Fehleinschätzungen. Dies hängt eng mit der nichtlinearen Natur der diese Phänomene modellierenden hydrodynanmischen Gleichungen zusammen. Die Beschreibung des Aufbaus der Welt im Kleinsten, die Quantentheorie, ist zwar von inhärent statistischer Art aber zugleich von streng deterministischer Gesetzlichkeit. Die entsprechenden Gleichungen sind linear. Wenn aber der Aufbau im Kleinsten erklären soll, wie die Welt im Großen funktioniert, wie kann dann eine deterministische Theorie des Mikrokosmos mit chaotischen Vorgängen in der uns umgebenden Natur zusammenpassen?
Ein Workshop vom 16 .- 21. Juni am Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität Clausthal untersucht verborgene Analogien zwischen dem Quanten-Chaos und der Zahlentheorie. Die Organisatoren der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines Schwerpunktprogramms geförderten Tagung sind Professor Dr.rer.nat. Dieter Mayer , TU Clausthal, und Professor Dr. rer.nat. Frank Steiner von der Universität Ulm. Der Titel: "Number Theoretic Aspects of Ergodic Theory and Quantum Chaos".
Genauer gesagt geht es in dem Workshop um eine mögliche strukturelle Analogie zwischen verschiedenen Bereichen der Zahlentheorie und Erscheinungen des Quanten-Chaos. Ein typisches Beispiel ist die Riemann' sche Zetafunktion und Riemanns berühmte Vermutung über die Lage ihrer Nullstellen. Numerische Untersuchungen haben gezeigt, daß die Verteilung der Abstände dieser Nullstellen auf der fraglichen Geraden ähnlich derjenigen der Spektrallinien chaotischer Quantensysteme wie z. B. der Bewegung auf hyperbolischen Flächen ist. Die Zahlentheorie, die "Königin der reinen Mathematik", und die Theoretische Physik finden somit ganz unerwartet überraschende Berührungspunkte.