Jüngster Professor der ältesten Universität Deutschlands
Arbeiten in anderen Dimensionen - Mit Professor Fred Hamprecht berief die Universität Heidelberg einen 26-jährigen auf eine von Bosch finanzierte C3-Professur an der Fakultät für Physik und Astronomie
Seit letztem Oktober lehrt Professor Fred Hamprecht als jüngster Professor an der ältesten Universität Deutschlands. Mit 26 Jahren wurde er auf eine von Bosch finanzierte C3-Professur an der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Heidelberg berufen. Er beschäftigt sich mit Multidimensionaler Bildverarbeitung - ein Themengebiet, das nicht das ursprüngliche Ziel seines Studiums war. Anfang Januar wurde er 27 Jahre alt.
Hamprecht hat an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich Chemie studiert, wo ein Abschluss nach acht bis neun Semestern möglich ist. "Die Zeit dort war sehr hart, ich war von morgens bis abends ausgelastet", erinnert er sich an das sehr verschulte System. Während des Studiums hat er sich für Quantenchemie und Neurochemie interessiert. Letzteres schied aus als sich zeigte, dass die Laborarbeit nichts für ihn war. "Ich setzte aus lauter Ungeduld immer drei Versuche gleichzeitig an und brach alle Ausbeute-Rekorde nach unten", gibt er mit Humor preis. Die theoretischen Berechnungen hatten es ihm in der Schweiz angetan, und so befasste er sich mit der globalen Optimierung von Parametern in bis zu 72 Dimensionen.
Hamprecht nahm an Austauschprogrammen teil, studierte ein Semester in Lausanne, und über die Programme Erasmus/Sokrates kam er nach London und Cambridge. Dort fertigte er auch seine Diplomarbeit in Quantenchemie an. Die Zeit in Cambridge sei die Erfüllung eines Traums gewesen, lächelt er. "Die ganze Atmosphäre mit den robentragenden Studenten und zinnenbewehrten Colleges ist wie Disneyland für Akademiker." Aber leben wollte er dort nicht, dazu ist ihm der Campus doch zu weltfremd.
Für den begabten Chemiker, der während seiner Schulzeit schon eine Klasse übersprungen hatte, war und ist es wichtig, Spaß am Studium zu haben. Er folgte seinen Neigungen in der Mathematik, Informatik und Statistik und fand Gefallen an der Multidimensionalen Bildverarbeitung. Bei dieser hochtechnischen Anwendung bringt er Computern bei, was auf einem Bild zu sehen ist. Formen, zum Beispiel Gesichter oder Menschen, sollen als solche wiedererkannt werden. Oder in der medizinischen Anwendung bei computertechnischen Untersuchungen müssen mehrere Informationsebenen, Dimensionen, für den Arzt reduziert werden, damit er diese bildlich erfassen und verstehen kann.
In seiner Doktorarbeit, die er an der ETH anfertigte, beschäftigte er sich tiefer mit der Analyse und Visualisierung von hochdimensionalen Räumen. Noch heute reist der zielbewusste junge Mann einmal in der Woche als Gastwissenschaftler nach Zürich, um noch weiter in dieses Themengebiet vorzudringen. Heidelbergs jüngster Professor engagiert sich auf vielfältige Weise in der Forschung und für seine Doktoranden. Wie er ankündigte, wird er sich zunächst der so genannten "low level Bildanalyse" widmen, um langfristig mehr über das menschliche Sehen und Denken zu lernen.
Hamprecht ist kein Karrieremensch. Er schaut regelmäßig, wo er im Leben steht, überdenkt die Situation und entscheidet dann den weiteren Lebensweg. Eine gute Methode, den Überblick zu bewahren. "Meine Karriere ist keine Blaupause, es ist immer viel Glück dabei", sagt er zu seinem bisher schon sehr bewegten Leben. Die von Bosch für vorerst sechs Jahre finanzierte Professur sieht er als Chance. Denn er spielte auch mit dem Gedanken, in die Industrie zu gehen, verwarf ihn aber wieder. "Ich möchte schöne Forschung im ästhetischen Sinne machen und gute Vorlesungen halten - das ist in der Industrie oft nicht möglich", erklärt er und freut sich auf eine produktive Zeit in Heidelberg.
Georg Sposny
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse/index.html