Internationales Forschungssymposium zu den Atmosphären der Sterne
Internationales Forschungssymposium zu den Atmosphären der Sterne
Über 80 Wissenschaftler aus 18 Ländern treffen sich zum Erfahrungsaustausch
Vom 08. bis 12. April veranstaltet das Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Klaus Werner ein internationales Forschungssymposium zum Thema "Modellierung von Sternatmosphären''. Tagungsort wird das Hörsaalzentrum Auf der Morgenstelle sein. Das Symposium war bereits für den September 2001 geplant, musste jedoch aufgrund der Terroranschläge in den USA kurzfristig abgesagt werden, weil etwa die Hälfte der Übersichtsvorträge von Forschern aus den Vereinigten Staaten hätte gehalten werden sollen, die angesichts der unsicheren Lage im Flugverkehr nach der Katastrophe damals nicht nach Deutschland reisen konnten oder wollten.
Als Sternatmosphäre werden die äußersten Schichten eines Sterns bezeichnet, dem das Licht entstammt, das wir beobachten können. Dieses Licht ist praktisch die einzige Informationsquelle, die wir über die Sterne haben. Wird es in seine Spektralfarben zerlegt, sind dunkle Absorptionslinien zu erkennen, die als Fingerabdruck der chemischen Elemente bezeichnet werden könnten. Diese Spektrallinien wurden zum ersten Mal 1814 von Fraunhofer im Licht der Sonne entdeckt. Kirchhoff und Bunsen identifizierten sie 1860 als die charakteristischen Linien, die von den verschiedenen Elementen in einem glühenden Gas erzeugt werden. Die physikalische Erklärung der Spektrallinien durch Bohr und Sommerfeld war ein erster großer Erfolg der Atom- und Quantenphysik zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Das genaue Aussehen dieser Absorptionslinien verrät sehr viel über den Stern, von dem das Licht herkommt. Man kann aufgrund der Absorptionslinien nicht nur die chemischen Elemente identifizieren, die ihn zusammen setzen, sondern auch die Häufigkeit ihres Vorkommens analysieren. Es gelingt weiterhin, z.B. die Oberflächentemperatur der Sterne zu bestimmen, deren Masse und Leuchtkraft. Die Kunst, diese Information aus den Sternspektren herauszulesen, bezeichnet man als "Spektralanalyse''. Grundlage hierfür ist die Simulation der Sternatmosphären im Computer, also die theoretische Vorhersage, wie das Spektrum eines Sterns mit einer bestimmten Temperatur und chemischen Zusammensetzung aussieht.
Das Hauptproblem besteht darin, herauszufinden, wie das Licht, das im Inneren der Sterne durch die Verschmelzung von Atomkernen entsteht, durch die heiße Sternhülle transportiert wird. Dies ist das Thema des Symposiums, zu dem sich mehr als 80 Spezialisten aus 18 Ländern zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch treffen. Das Verständnis der Vorgänge in den Sternatmosphären ist sowohl von grundlegender Bedeutung für unser Wissen über die Entwicklung der Sterne als auch für unser Bild vom Universum als Ganzes. Die leuchtkräftigsten Sterne sind so hell, dass man sie mit den größsten Teleskopen auch noch in weit entfernten Galaxien sehen kann. Sie repräsentieren Meilensteine im Kosmos, mit denen wir das Universum vermessen. Explodierende Sterne (Supernovae) sind über einige Tage und Wochen hinweg so hell, dass man sie sogar noch sehen kann, wenn sie am Rande des uns bekannten Universums stehen. Die Beobachtung und Interpretation des Lichts dieser Sterne ist wesentliche Grundlage für die jüngste Erkenntnis, dass wir in einem beschleunigt und ewig expandierenden Universum leben. Diese überraschende Erkenntnis wird auch Auswirkungen auf die Grundlagen der modernen Physik haben.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Werner
Institut für Astronomie und Astrophysik
Waldhäuser Str. 64
72076 Tübingen
Tel.: 07071/29-72486
Fax: 07071/29-3458.
Details im Internet unter: http://astro.uni-tuebingen.de/~rauch/ATMOS_2002_index.html