Textforschung am Neuen Testament
Prof. Dr. Barbara Aland, Direktorin des Instituts für neutestamentliche Textforschung der Universität Münster, vollendet am 12. April 2002 das 65. Lebensjahr. Als Professorin für Kirchengeschichte und neutestamentliche Textforschung an der Evangelisch-Theologischen Fakultät hat sie internationale Anerkennung gefunden. 1988 wurde ihr vom Wartburg College in Waverly/Ohio die Ehrendoktorwürde verliehen. 1989 folgte der "Doctor of Divinity" des Mount Saint Mary's College in Emmitsburg/Maryland.
Barbara Aland wurde am 12. April 1937 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie und Klassischen Philologie in Frankfurt, Marburg und Kiel wurde sie 1964 in Frankfurt promoviert. 1969 erwarb sie das Licentiat in der orientalischen Fakultät am "Pontificio Istituto Biblico" in Rom. 1972 habilitierte sie sich in Göttingen über den syrischen Gnostiker Bardesanes von Edessa. Seit 1972 wirkte sie zunächst als Privatdozentin, später als Professorin mit der Lehrbefugnis "Kirchengeschichte und neutestamentliche Textforschung mit besonderer Berücksichtigung des christlichen Orients" an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster. 1983 wurde sie Direktorin des 1959 gegründeten Instituts für neutestamentliche Textforschung.
International bekannt geworden ist Barbara Aland vor allem durch ihre Arbeit am griechischen Urtext des Neuen Testaments. Zusammen mit ihrem 1994 verstorbenen Mann Kurt Aland hat sie in einem international und interkonfessionell zusammengesetzten Herausgebergremium an der ständigen Verbesserung und Aktualisierung der Handausgaben des griechischen Neuen Testaments, dem so genannten Nestle-Aland und dem Greek New Testament, maßgeblich mitgearbeitet. Die in Münster verantwortlich herausgegebenen Ausgaben liegen weltweit Lehre und Forschung zu Grunde und tragen den Namen Aland und der Universität Münster in alle Welt.
Darüber hinaus sind unter ihrer Leitung seit 1997 die ersten Lieferungen der so genannten Großen Ausgabe des griechischen
Neuen Testaments, der "Editio Critica Maior", erschienen. Diese Ausgabe basiert erstmals auf der gesamten Überlieferung in griechischen Handschriften, patristischen Zitaten und alten Übersetzungen. Auch die vielfältigen Aufgaben, die ihr als Geschäftsführerin der "Hermann Kunst-Stiftung zur Förderung der neutestamentlichen Textforschung" zufielen, hat Prof. Aland mit der ihr eigenen Energie bewältigt. So konnte sie nicht zuletzt den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, der bis heute Vorsitzender des Kuratoriums der Hermann Kunst-Stiftung ist, 1997 bei seinem Besuch in Münster für die neutestamentliche Textforschung gewinnen.
Anlässlich ihrer offiziellen Verabschiedung aus dem aktiven Hochschuldienst zum Ende des Sommersemesters 2002 laden die Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität und die Hermann Kunst-Stiftung am 3. Juli zu einer Festveranstaltung ein, zu der Gäste aus allen Bereichen des vielfältigen Wirkens von Prof. Dr. Barbara Aland in Münster erwartet werden.
Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/EvangelischeTheologie/Welcome-d.html