Uni für Alle: Das neue Studium Generale über "Krieg und Frieden"
Unter dem Namen "Studium Generale" hat die Universität Würzburg in den vergangenen Jahren regelmäßig Vortragsreihen durchgeführt, die mit dem Studium eher wenig zu tun hatten. Vielmehr ging es um Themen von allgemeinem Interesse - zum Beispiel um den Umgang mit der Zeit oder um große Werke der Literatur. Um noch deutlicher zu machen, dass mit diesen Vorträgen besonders die außeruniversitäre Öffentlichkeit angesprochen ist, findet das Studium Generale künftig unter dem Titel "Uni für Alle" statt.
Die Idee eines Studium Generale - im Hoch- und Spätmittelalter noch gleichbedeutend mit der Universität schlechthin - wurde in den späten 40er- und 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Hochschulreformdiskussion wiederbelebt: Ein über die Grenzen der Disziplinen hinweg reichendes Grundlagenstudium, das der Einheit von Wissenschaft und Bildung verpflichtet war, sollte nicht zuletzt das soziale und staatsbürgerliche Bewusstsein der Studierenden stärken. Dementsprechend wurden vielerorts fachübergreifende Lehreinrichtungen und aus dem Lehrplan begründete Veranstaltungsprogramme ins Leben gerufen, die als fachstudienvorbereitende oder -begleitende Lehre wenn nicht obligatorisch, so doch nachdrücklich empfohlen wurden.
"Dieser damals gut gemeinten Idee entspricht an der heutigen Universität leider kaum noch etwas", so der Philosoph Prof. Dr. Karl-Heinz Lembeck, der gemeinsam mit dem Biologen Prof. Dr. Markus Riederer die neue Vortragsreihe "Uni für Alle" organisiert. Die Hochschulreformen der jüngsten Art würden geradezu die entgegengesetzte Richtung einschlagen.
Prof. Lembeck: "Ein Studium Generale mag es dem Namen nach noch an vielen Universitäten geben, sein Anspruch ist hingegen mit wenigen Ausnahmen ein anderer geworden. Wo es nicht gelingt, dem Gedanken einer grundlegenden Vorbereitung auf die Fachstudien universitätsintern wieder mehr Spielraum zu geben, ist der andere Aspekt des Studium Generale, die Öffnung der Universität nach außen, inzwischen der wichtigere geworden." Der Name "Uni für Alle" solle diese Absicht besser zum Ausdruck bringen.
Wie bisher setzen auch die künftigen Semesterprogramme thematische Schwerpunkte, die - im vierzehntägigen Rhythmus - von Vertretern der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen der Alma Julia entsprechend vielfältig besprochen werden. Interdisziplinarität und Relevanz der Forschung sollen sich so einem breiten Publikum erschließen. Und ebenso, wie Stadt und Region in "ihre" Universität geladen werden, kann man sich auch den umgekehrten Weg vorstellen: Die abschließend geplante Podiumsdiskussion im Sitzungssaal des Würzburger Rathauses soll dafür ein Zeichen sein.
Im Sommersemester 2002 stehen die Vorträge unter dem Thema "Krieg und Frieden - im wissenschaftlichen Diskurs". Sie finden jeweils dienstags um 18.15 Uhr im Hörsaal 166 der Universität am Sanderring statt:
* 23. April: "Angst vor dem Fremden - die evolutionsbiologischen Wurzeln der Xenophobie", Prof. Dr. Bert Hölldobler
* 7. Mai: "Der Islam und der so genannte 'Heilige Krieg'", Prof. Dr. Norbert Klaes
* 21. Mai: "Der Kampf der Bakterien mit den Zellen - Erfolg und Dilemma der Infektionsbiologie", Prof. Dr. Jörg Hacker
* 4. Juni: "Angst als Ratgeber? Sozialpsychologische Überlegungen nach dem 11. September 2001", Prof. Dr. Fritz Strack
* 18. Juni: "Chemische Waffen: Geschichte, Wirkungen und Perspektiven", Prof. Dr. Wolfgang Dekant
* 2. Juli: "Die Folgen des 11. September 2001 für die internationale Politik", Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet
* 16. Juli: Gemeinsame Podiumsdiskussion im Rathaussaal
Weitere Informationen: Prof. Dr. Karl-Heinz Lembeck, T (0931) 31-2851, Fax (0931) 31-7026, E-Mail:
karl-heinz.lembeck@mail.uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. Markus Riederer, T (0931) 888-6200, Fax (0931) 888-6235, E-Mail:
riederer@botanik.uni-wuerzburg.de