Sprechende Bücher und verfremdete Kunstwelten
Digitale Bilderwelten erschließen die Vergangenheit, und Kunstwerke laden zu einem optischen Schmaus ein - Der 1. Wissenschaftsmarkt der Universität Heidelberg steht vor der Tür
Von der Höhlenzeichnung bis zur digitalen Bild-Darstellung auf dem Computermonitor - seit jeher hat der Mensch erkannt, dass er mit Bildern bestimmte Inhalte transportieren kann. Mit dem Projekt "Kunstwelten" widmet sich das Kunsthistorische Institut auf dem Wissenschaftsmarkt der Universität Heidelberg, der in zwei Tagen auf dem Universitätsplatz stattfinden wird, dem Stellenwert von Kunst in unserer "Bildergesellschaft" (mehr Infos über den Wissenschaftsmarkt unter http://www.uni-heidelberg.de/magazin/2002/topthema _0602.html).
Im Alltag werden wir stetig mit Bildern konfrontiert - im Fernsehen, im Internet, in den Printmedien und in unserer unmittelbaren Lebensumwelt, dem Stadtbild. "Wir wollen den Besucher des Wissenschaftsmarktes darauf aufmerksam machen, wie er Kunst wahrnimmt und wie ihm Kunst in der Werbung präsentiert wird", erläutert Anja Eisenbeiß das Ziel des Projekts. Es werden acht berühmte Heidelberger Kunstwerke aus der Architektur (hauptsächlich Brunnen) gezeigt, die einen hohen Wiedererkennungswert haben. Die Objekte sind in Ausschnitten fotografiert und verfremdet. In einem kleinen Quiz darf jeder mitraten und seine Seherlebnisse des Bildinhalts testen. Weitere Bildverfremdungen sind an Beispielen von Klassikern der Kunstgeschichte zu sehen.
Aufmerksam müssen die Besucher auch am Stand der Universitätsbibliothek (UB) sein. Hier werden gleich drei Projekte vorgestellt. Die Interessenten haben die Möglichkeit, in alten Liederhandschriften zu blättern, jedoch auch im Internet. "Die mittelalterlichen Handschriften in der Zentralbibliothek werden nach wie vor wissenschaftlich rege genutzt, und um sie vor Licht und Luftfeuchtigkeit zu schützen, wurden sie für das Projekt 'Minnesänger digital' fotografiert und im Netz archiviert", erklärt Achim Bonte von der UB.
Die Abbildungen sind so hochauflösend und farbecht, dass fast alle Fragen der Forscher am Bildschirm beantwortet werden können. Um einen Vergleich zwischen der Darstellung auf Papier und am Computerbildschirm zu ermöglichen, wird ein Faksimile der weltberühmten Manesse-Liederhandschrift ausgestellt. Bei der Vorstellung des digitalen Minnesängers wird die bekannte Musikgruppe Ciarlatani mit mittelalterlicher Live-Musik die Besucher akustisch auf die Thematik einspielen.
So wie die Bilder im Kino laufen lernten, so lernen Bücher heute sprechen. Mit dem Titel "Sprechende Bücher" bietet die Universitätsbibliothek multimediale Studienangebote aus der Literatur an. Dabei werden Buchtexte auf CD-ROMs hörbar gemacht und mit kurzen Einspielungen aus Filmen oder zusätzlichen Informationen ergänzt und aufgearbeitet. Viele Menschen greifen schon gar nicht mehr zu Büchern und schon gar nicht zu Weltliteratur. Mit den sprechenden Büchern könnte eine Lücke geschlossen werden.
Die Digitalisierung macht auch vor den berühmten Zettelkatalogen der Bibliothek nicht halt. Nicht umsonst gehört die UB Heidelberg national zu den führenden Anbietern elektronischer Such- und Bestelldienste, welche die Arbeit der Bibliotheksnutzer erheblich erleichtern. Seit 1986 wurden die Buch-Neuanschaffungen elektronisch erfasst. Die herkömmlichen Zettelkataloge vor dieser Zeit werden nach und nach eingescannt und in das System eingespeist. Auf dem Wissenschaftsmarkt am 8. Juni soll in einer "Zettel-Zerreiß-Aktion" die Verabschiedung des zwar bewährten, aber doch verstaubten Katalogsystems symbolisiert werden.
Georg Sposny
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