ForschungsReport 1/2002 erschienen: Schwerpunkt "Ökolandbau"
Beinahe prophetische Gaben besaß Prof. Jürgen-M. Brümmer von der Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel und Fettforschung (BAGKF), als er in seinem Beitrag für den neuen ForschungsReport über die Qualität von Bio-Getreide und -Backwaren schrieb, es sei "zu hoffen, dass es aus einseitigem Umsatzstreben nicht auch zu Unerlaubtheiten in diesem sensiblen Bereich kommt". Die aktuelle Ausgabe des Wissenschaftsmagazins ForschungsReport, noch vor dem Nitrofen-Skandal in Druck gegangen, beleuchtet den ökologischen Landbau und seine Produkte in einer breiten Themenfülle.
Der Eiweißgehalt von ökologisch produziertem Winterweizen ist um rund ein Sechstel geringer als bei vergleichbarem konventionellen Weizen. Das wirkt sich auf die Backfähigkeit aus und führt unter anderem zu einem geringeren Backvolumen. Während diese negativen Aspekte besonders bei fein ausgemahlenem Weizen-Typenmehl zu Tage treten, sind die Qualitäten von Weizen-Vollkornmehlen im Bio-Bereich etwa gleich gut wie im konventionellen Bereich. Auch bei Roggenmehlen, so ergaben die Untersuchungen von Prof. Brümmer, sind die Verarbeitungseigenschaften weitgehend identisch.
Doch vor den Produkten steht erst einmal die Produktion. Probleme mit Pflanzenkrankheiten und Schädlingen haben Ökobauern genauso wie ihre konventionellen Kollegen - sie gehen nur anders damit um. Chemische Beizmittel, die Saatgut frei von Krankheitskeimen halten, sind im Ökolandbau zum Beispiel tabu. Dennoch ist gesundes Saatgut gerade hier von besonderer Bedeutung. Dr. Marga Jahn von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) hat Alternativen wie die Heißwassermethode und Mittel aus Naturstoffen getestet und weiterentwickelt. So wirken ein Senf-Meerrettich-Präparat, aber auch Milchpulver gut gegen den Weizensteinbrand, der von dem Pilz Tilletia caries hervorgerufen wird. Aussichtsreich erscheint auch eine Saatgutbehandlung mit niederenergetischen Elektronen. Sie treffen auf die äußeren Schichten der Samenkörner und töten dort vorhandene Pilzsporen ab, schädigen aber nicht das Innere des Samens. Das Prinzip der Erzeugung der Elektronen entspricht etwa dem der Fernsehröhre, also keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Die BBA-Wissenschaftlerin weiß, dass die Elektronenbeizung zurzeit in den Ökoverbänden noch kontrovers diskutiert wird; einige der Verbände zeigen sich gegenüber dieser modernen, umweltfreundlichen Technik aber sehr aufgeschlossen.
Auf dem Weg zur Züchtung von Kartoffeln, die gegen die gefürchtete Kraut- und Braunfäule resistent sind, begleitet Dr. Ulrich Darsow die Leser des Artikels "Phytophthora-Resistenz - das Wunschmerkmal für den ökologischen Kartoffelbau". Der Wissenschaftler aus der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) schildert die langwierigen Arbeiten, die nötig sind, um bestimmte Resistenzeigenschaften aus Wildtypen in Kulturkartoffeln zu überführen, die dann auch noch gut schmecken und als Speisekartoffeln vermarktbar sein sollen.
Das im Dezember 2000 neu gegründete Institut für ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) stellt sich in einem Portrait vor und berichtet unter dem Titel "Gesundheit erhalten statt Krankheit kurieren" über Versuche, die Parasitenbelastung von Weidetieren wie Rindern und Schafen durch ein geeignetes Weidemanagement, aber auch durch Würmer fangende Pilze zu senken.
Insgesamt acht Forschungsbeiträge zum ökologischen Landbau finden sich in der neuen, 60 Seiten starken Ausgabe 1/2002 des ForschungsReports. Das Heft kann über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, E-mail senat@bba.de, bezogen werden.
Um Belegexemplar wird gebeten
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