Erstausgabe: Das politische Lied im Untergrund: Die Chansons von Charles Gille
Große Beachtung in den Medien ebenso wie in der Fachwelt fand Professor Herbert Schneider jüngst mit dem Erscheinen des ersten Bands der historisch-kritischen Gesamtausgabe des französischen Barock-Komponisten Jean-Baptiste Lully. Jetzt wartet der Saarbrücker Musikwissenschaftler mit einer weiteren spektakulären Edition auf: Mit seinem Fund eines autographen Manuskripts von Charles-Eugène Gille (1820-1856) konnte er das Werk des französischen Arbeiterdichters in einer erstmalig vollständigen und dazu kritischen Edition zugänglich machen. Unter dem Titel Das politische Lied im Untergrund (1840 - 1856). Die Chansons von Charles Gille ist das Gesamtwerk soeben im Olms Verlag erschienen.
Der Chansonnier, Dichter und Gründer einer proletarischen Singgesellschaft Charles Gille war einer der am meisten verfolgten und verbotenen Dichter der frühen Arbeiterbewegung, der sich 1856 das Leben nahm. So waren von ihm bislang nur wenige Texte in Gestalt von Flugblatt- oder Sammelbanddrucken erschienen (unter anderem La Polonoise, Ma Maguerite, Le drapeau de la liberté, les mineurs d'Utzel, Le cri des français, Ventôse, Italie, La cloche fêleé). Das jetzt vorliegende Gesamtwerk von 163 Chansons und Gedichten ermöglicht einen Einblick in seine die politische und soziale Situation der Arbeiter und kleinen Leute schildernden Texte, den Widerstand gegen die Umstände ihres Lebens und andere von ihm behandelte Themenbereiche, denn er war ein ambitionierter Dichter, der seine literarischen und künstlerischen Aktivitäten als pädagogische und aufklärerische Arbeit verstand, mit der er das soziale, politische und kulturelle Bewusstsein der Arbeiterschaft, ihre Mündigkeit und Befreiung aus der Knechtschaft und Armut fördern wollte. In einigen Texten verherrlichte er emanzipatorisch wirkende Künstler, Wissenschaftler und Musiker und brachte seine Funktion als Chansonnier in mehreren autoreflexiven Chansons zum Ausdruck.
Das Buch ist in der Reihe Musikwissenschaftliche Publikationen des Olms Verlags erschienen und kostet 48 Euro.
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