Fachkräftemangel behindert Wirtschaftswachstum
Bertelsmann Stiftung legt Memorandum zur Arbeitskräftepolitik vor
Berlin/Gütersloh, 2. Juli 2002. Fast 30 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland bieten ihre Arbeitskraft nicht am Beschäftigungsmarkt an. Damit liegt Deutschland weit hinter anderen Industrieländern zurück: In der Schweiz und Norwegen beispielsweise liegt diese Quote bei unter 20 Prozent. Eine Mobilisierung dieser Arbeitskräfte könnte erheblich dazu beitragen, den Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben. Das zeigt eine internationale Studie, die die Bertelsmann Stiftung jetzt beim Kongress "Strategien gegen den Fachkräftemangel" in Berlin vorgestellt hat.
Vier Millionen Arbeitslosen stehen in Deutschland über eine Million unbesetzte Stellen gegenüber. Vor allem die Informations- und Kommunikationstechnologie leidet an einem zu geringen Angebot an qualifizierten Fachkräften. Doch auch traditionelle Branchen wie das Metall verarbeitende Gewerbe und die Krankenpflege sind betroffen.
Die Gründe für den Fachkräftemangel sind vielfältig. "Vor allem wird das Arbeitskräftepotenzial nicht genügend genutzt", betont Gunter Thielen, Präsidiumsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. "Wenn qualifizierte Leistungsträger fehlen, die innovative Ideen entwickeln, dann können auch nicht genügend Arbeitsplätze für weniger qualifizierte Arbeitskräfte geschaffen werden." Ohne ein gezieltes Gegensteuern drohe in Zukunft eine Verschärfung der Wachstums- und Beschäftigungsprobleme.
Lösungsansätze liefert die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Memorandum "Neue Strategien gegen den Fachkräftemangel". In internationalen Recherchen sind erfolgreiche Strategien und Lösungsansätze sowohl auf gesamtpolitischer Ebene wie auch auf der Ebene des betrieblichen Personalmanagements identifiziert und bewertet worden. Auf dieser Basis hat eine Kommission unter der Leitung von Dr. Arend Oetker ein Memorandum zu den Eckpfeilern einer neuen Arbeitskräftepolitik erarbeitet. Dieses Memorandum übergab Gunter Thielen in Berlin an Staatssekretär Gerd Andres vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung.
Der Fachkräftemangel lässt sich durch eine Kombination von Strategien bekämpfen. Diese sind im Memorandum in einem
12-Punkte-Programm aufgeführt. Ziel all dieser Ansätze ist, das vorhandene Potenzial an Fachkräften sowohl in Deutschland als auch im Ausland zu mobilisieren. Unter anderem sollte das Bildungssystem reformiert, die Arbeitskräftepolitik neu ausgerichtet und das Arbeitsrecht für den Wandel der Beschäftigungsformen geöffnet werden. "Nicht nur die Politik muss gegen den Fachkräftemangel vorgehen", betont Gunter Thielen. Dies sei auch Aufgabe der Tarifparteien und der Unternehmen.
Rückfragen an: André Schleiter, Telefon: 0 173 / 72 53 725
Die Studien zum Thema Fachkräftemangel sind im Verlag Bertelsmann Stiftung erschienen. Band 1: Internationaler Vergleich, Band 2: Betriebliche Optionen und Beispiele. Bestellungen bei Anette Sanders, Telefon: 0 52 41 / 81-81 310, E-Mail: Mailto:anette.sanders@bertelsmann.de.
Unter www.bertelsmann-stiftung.de/fachkraeftemangel steht das Memorandum zum Download bereit.
Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/fachkraeftemangel