Internationale Experten diskutierten am IAMO über
Vom 22.-23. Juli 2002 veranstaltete das Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) aus Halle (Saale) einen internationalen Workshop zum Thema "Adopting Quality Requirements in the Meat and Dairy Sectors in Accession Countries: Consequences for Restructuring and Competitiveness". Internationale Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis nahmen teil.
Die Implementierung des sogenannten acquis communautaire der EU ist eine der Voraussetzungen für den Beitritt mittel- und osteuropäischer Länder zur EU. Dieses Regelwerk enthält unter anderem auch die umfangreichen EU-Rechtsvorschriften zur Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Rohprodukten und Nahrungsmitteln. Trotz großer Fortschritte in den Beitrittsländern sind aber immer noch erhebliche Anstrengungen notwendig, um die nationalen tiermedizinischen und hygienischen Normen vollständig an EU-Standards anzupassen.
Die Experten hoben hervor, dass der Harmonisierungsprozess nicht mit der Schaffung von Rechtsnormen abgeschlossen ist. Vielmehr ist es weiterführend notwendig, von den Interessen der Verarbeiter und landwirtschaftlichen Produzenten unabhängige Institutionen und Organisationen zu schaffen, die für die Durchsetzung und Kontrolle der Normen verantwortlich sind. Hierbei ist darauf zu achten, dass die neuen Regelungen mit nationalen Besonderheiten im Einklang stehen.
Es sind umfangreiche Investitionen in der Landwirtschaft und der Ernährungsindustrie erforderlich, um die Produktionsprozesse an die neuen Anforderungen anzupassen. Diese Investitionen werden über die nationalen SAPARD - Programme teilweise durch die EU finanziert. Beispielskalkulationen für Ungarn zeigen aber, dass diese Mittel bei weitem nicht ausreichen, um die erforderlichen Investitionen abzudecken und große zusätzliche Anstrengungen der Unternehmen erforderlich sind. Als Folge wird sich der schon heute zu beobachtende Strukturwandel in Produktion und Verarbeitung weiter beschleunigen.
Neben der Unternehmensstruktur wird auch die Wettbewerbsfähigkeit der Sektoren beeinflusst. Die Beitrittskandidaten exportieren zur Zeit Produkte, die im Vergleich zur EU eine geringe im Vergleich zu den anderen osteuropäischen Ländern eine relativ hohe Qualität aufweisen. Investitionen zur Anpassung an EU-Normen führen wegen fehlender Produktivitätseffekte häufig zu einer Erhöhung der Produktionskosten. Dies bedroht die Wettbewerbsposition der Beitrittskandidaten im mittleren Qualitätssegment. Gleichzeitig wird ein Wegfall dieser Märkte wohl nicht kompensiert, da bei Qualitätsprodukten mit hoher Wertschöpfung die heutigen EU-Mitglieder weiter führend bleiben dürften. Für die Beitrittsländer blieben dann nur die Produkte mit geringer Wertschöpfung.
Rechtliche Regelungen setzen Schwellenwerte, die von den Unternehmen in jedem Fall einzuhalten sind. Darüber hinaus versuchen die Unternehmen durch eine Zertifizierung nach ISO 9000 etc. sich gegenüber Konkurrenten einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die gleichzeitige Implementierung von zwingenden Rechts- und freiwilligen Qualitätsnormen bringt für die Unternehmen allerdings zusätzliche Kosten mit sich. Ein Qualitätsmanagement hat aber nur dann Erfolg, wenn die Mehrausgaben vom Verbraucher honoriert werden. Die Vorteile einer Übernahme von Systemen wie ISO 9000 oder HACCP beurteilen die Experten für die einzelnen Länder unterschiedlich. Für weiter fortgeschrittene Länder, wie die Tschechische Republik, stellt sie sicherlich eine erfolgversprechende Option dar.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Dr. Heinz Hockmann (Tel. 0345 / 2928-225, Email: hockmann@iamo.de).
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