Internationalisierung verändert Arbeitsbeziehungen in Deutschland
Max-Planck-Forscher belegen, dass die Unternehmensführung in Deutschland heute stärker denn je durch den Markt und weniger durch langfristige Beziehungen bestimmt wird
Die Internationalisierung deutscher Unternehmen hat in den Neunzigerjahren stark zugenommen. Ein Forschungsprojekt am Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (MPIfG) ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Prozess der Internationalisierung die Verbetrieblichung der Arbeitsbeziehungen fördert.
"Nicht die Bedrohung durch Verlagerung von Unternehmensteilen ins Ausland sind die treibende Kraft beim Umbau der deutschen Arbeitsbeziehungen, sondern die zunehmende Aktionärsorientierung. Die deutschen Unternehmen werden immer 'amerikanischer'", das ist für Dr. Anke Hassel heute die größte Herausforderung für das deutsche Modell der Sozialpartnerschaft. Anke Hassel hat zusammen mit Prof. Wolfgang Streeck das Forschungsprojekt "Das deutsche System der Arbeitsbeziehungen unter dem Einfluss der Internationalisierung" am MPI für Gesellschaftsforschung geleitet.
Die wichtigsten Forschungsergebnisse im Einzelnen:
- Bayer, Veba (heute e.on), SAP, Hoechst (heute Aventis) und BASF waren in den späten Neunzigerjahren die am stärksten aktionärsorientierten Unternehmen.
- Die Chemie- und Pharmaunternehmen Boehringer, Hoechst, Henkel, Schering und Bayer waren am stärksten internationalisiert.
- In den späten Neunzigerjahren zählten die Klöcknerwerke, RAG und Thyssen-Krupp zu den am stärksten mitbestimmten Unternehmen.
- Der Anstieg variabler Vergütung in deutschen Großunternehmen lässt sich auf deren verstärkte Wettbewerbs- und Shareholder-Value-Orientierung zurückführen.
- Betriebliche Bündnisse für Arbeit sind eine Antwort auf die Verschärfung des internen und externen Unternehmenswettbewerbs.
Im Juni 2002 ist die Broschüre "Arbeitsbeziehungen in Deutschland: Wandel durch Internationalisierung" erschienen, die Sie beim MPI für Gesellschaftsforschung bestellen oder von der Homepage des Instituts als PDF-Dokument herunterladen können.
Weitere Informationen:
http://www.mpg.de/pri02/pri0274.htm