Internationale Tagung an der RUB: Rosa Luxemburg und die Demokratie nach dem Kalten Krieg
Bochum, 29.08.2002
Nr. 243
Rosa Luxemburg und die Demokratie nach dem Kalten Krieg
Internationale Tagung an der RUB
Von Mythen, Theorie und praktischer Politik
Vor der "Wende" wurde das Wirken der umstrittenen Sozialistenführerin Rosa Luxemburg in Ost- und Westdeutschland oft gegensätzlich bewertet. Ob sich daran mit dem Ende des Kalten Krieges etwas geändert hat, diskutieren Experten am 6. und 7. September 2002 bei einer Internationalen Tagung des Instituts für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität und der Internationalen Rosa Luxemburg-Gesellschaft im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum).
"Unsere Rosa" oder von Illusionen geblendete Politikerin
Nach wie vor ist Rosa Luxemburg eine der umstrittensten Persönlichkeit der Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegungen und der sozialen Ideen. Ihre theoretisch-programmatischen Beiträge und ihr praktisches Wirken in der Arbeiterbewegung wurden bis 1990 in West und Ost oftmals unterschiedlich betrachtet: Den einen galt "Unsere Rosa" als Mutter der Revolution. Andere respektierten zwar ihre theoretischen Leistungen, kritisierten aber die Politik der revolutionären Illusionen der proletarischen Linken in den europäischen Entscheidungsjahren 1917 bis 1920. Zur Mythenbildung trug wesentlich die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts im Januar 1919 bei.
Forschung in Japan, Südkorea, Moskau, Peking
Die Referenten der Tagung, die z. T. von weither anreisen, wollen ergründen, ob sich das Bild, das sich die Nachwelt von Rosa Luxemburg geformt hat, nach der "Wende" von 1989/90 geändert hat. Der Teilnehmerkreis zeigt, dass Rosa Luxemburg-Forschung heute besonders eingehend in Japan und Südkorea wie auch in Moskau und Peking betrieben wird. Ein Höhepunkt ist der Vortrag von Prof. Bernd Faulenbach (Ruhr-Universität) über die "Bedeutung der historischen Rosa Luxemburg für die heutige Sozialdemokratie" am 6. September 2002, 19.00 Uhr. Die Konferenz wird durch die Fritz Thyssen Stiftung, das Institut für soziale Bewegungen und den Verein zur Förderung der Erforschung der Arbeiterbewegung unterstützt.
Weitere Informationen
Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum, Tel. 0234/32-27751
Programm
Freitag, 6.9.2002
09.00 Uhr: Grußwort: Narihiko ITO (Int. Rosa-Luxemburg-Gesellschaft)
09.15 Uhr: Eröffnungsvortrag: Hermann Weber: Rosa Luxemburg zwischen Ost und West: Instrumentalisierungen im Kalten Krieg bis 1990
10.30 - 12.30 Uhr: Sektion I: Rosa Luxemburgs Rezeption in der Welt (Leitung: Narihiko Ito)
Annelies Laschitza (BRD): Mythos und Rezeption der Rosa Luxemburg in der DDR
Hie-Hyun Lim (S-Korea): Post-Marxist Perspectives on Rosa Luxemburg
Yoshiki OTA (Japan): Neue Entwicklungen der Forschung über Rosa Luxemburg in Japan
Hu Wenjian/Wang Xuedong (China): Rosa Luxemburg-Forschung in China in der neuesten Zeit
Janos Jemnitz (Ungarn): The Reception of Rosa Luxemburg before 1914 in Hungary
14.00 - 17.00 Uhr: Sektion II: Rosa Luxemburg und die Internationale Demokratie (Leitung: Günter Brakelmann)
Ernst Hexelschneider (BRD): Rosa Luxemburg und Wladimir Korolenko
Manfred Scharrer (BRD): Diktatur und Demokratie bei Rosa Luxemburg
Heiner Jestrabek (BRD): Rosa Luxemburg und die Geistesfreiheit. Marxistische Philosophie, Religions- und Kirchenkritik bei Rosa Luxemburg
Robert Evzerov (Russland): Die Demokratisierung in Russland im Licht des Nachlasses von Rosa Luxemburg
19.00 Uhr: Öffentlicher Vortrag: Prof. Dr. Bernd Faulenbach (Vorsitzender der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand): Rosa Luxemburg als Mythos? Zur Bedeutung der historischen Rosa Luxemburg für die heutige Sozialdemokratie
ab ca. 20.00 Uhr: Empfang
Samstag, 7.9.2002
09.00 - 12.30 Uhr: Sektion III: Rosa Luxemburg und die Arbeiter (Leitung: Klaus Tenfelde)
Tanja Ünlüdag (BRD): Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und die Frauen
Ottokar Luban (BRD): Rosa Luxemburg und ihre Verbindung zu den Massen (August 1914 bis Januar 1919)
Horst Hensel (BRD): Rosa Luxemburg im Ruhrgebiet
Till Schelz-Brandenburg (BRD): Das Bild des Arbeiters bei Kautsky und Luxemburg
Dimitrij Owetschkin (Ukraine): Rosa Luxemburg und der Bergarbeiterverband im Streit um die Rolle der Gewerkschaften