Ein Trauerspiel - PISA in den deutschen Medien - Kritik eines Empirikers
Prof. Dr. Karlheinz Ingenkamp (Emeritus), langjähriger Leiter des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (ZepF) der Universität in Landau, setzt sich in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Empirische Pädagogik (3/2002) mit der veröffentlichten Reaktion in Deutschland auf die PISA-Studie auseinander. Sein Tenor lautet: "Ein Trauerspiel!".
Die Berichtserstattung erfolge ohne historischen Bezug: Wer schreibe schon über die lange Tradition des Testens in Deutschland? Wer schreibe schon über die Versuche, entsprechende Untersuchungen bereits vor Jahren in Gang zu setzen, die aber immer wieder durch die Administration in den Ministerien verhindert wordenseien? Ingenkamp reflektiert auch über das fehlende Wissen der Fachjournalisten. Sein Fazit "Verhängnisvoll wirkt sich in den PISA-Reaktionen auch aus, dass wir nicht genug kompetente Bildungsjournalisten haben. Für diese Berichte braucht der Journalist Kenntnisse empirischer Forschungsmethoden, wie sie im angelsächsischen Bereich verbreiteter sind als bei uns. Der Zeitungsleser braucht jemanden, der ihm die Fachsprache übersetzt. Und wo waren in unseren Zeitungen die Berichte, in denen die Leser über die Ziele der Untersuchung, die Stichprobe, die Aufgabenstellungen und die wichtigsten Ergebnisse mit vergleichenden Hinweisen auf andere Untersuchungen informiert und auf Grenzen der Untersuchung hingewiesen wurden?"
Ingenkamp kommt zu dem Schluss: "Das deutsche Trauerspiel um die PISA-Verarbeitung zeigt mir, dass meine Ge-neration in der erziehungswissenschaftlichen Forschung und Lehre zu wenig er-reicht hat und vielleicht zu oft geschwiegen hat, sonst wäre dieses Ausmaß an Uninformiertheit und Fehlinterpretation nicht zu erklären. Nach elf Jahren Ruhe-stand, in denen ich mich nicht mehr mit Pädagogik beschäftigte, lässt mich die Distanz zu den Zwängen der täglichen Forschungspraxis manches deutlicher er-kennen. Und sie lässt mich die Reaktionen auf deutliche Kritik gelassener erwar-ten".
Der vollständige Beitrag ist als pdf-Datei unter folgender Adresse abrufbar:
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Kontakt
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau
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