Lehrer holten sich neue Impulse für den Religionsunterricht
Was glauben die Jugendlichen von heute? Welche Merkmale zeichnen ihre Religiosität aus? Und wie kann der Religionsunterricht darauf eingehen? Damit befassten sich 30 Religionslehrer aus allen Schularten bei einem Studientag am Lehrstuhl für Religionspädagogik der Uni Würzburg. Zusammen mit Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz und seinem Team überlegten sie, wie ein moderner Religionsunterricht die vielfältigen religiösen Stile der Jugendlichen aufgreifen kann.
Viele Religionslehrer erleben laut Ziebertz in ihrem Unterricht Spannungen, denn bestimmte religiöse Inhalte und Überzeugungen - vor allem solche, die von der Kirche vertreten werden - stoßen bei Jugendlichen auf Skepsis oder gar Ablehnung. Gleichzeitig reklamieren viele Heranwachsende für sich, dass sie einen Glauben haben. Viele glauben an Gott, ohne dass sie ihren Glauben kirchlich verstehen. "Die religiöse Situation im Klassenzimmer ist unübersichtlich geworden", wie es der Würzburger Religionspädagoge ausdrückt.
Bei dem Studientag, der am Freitag, 11. Oktober, unter dem Titel "Religion unterrichten in einer Zeit der Religionslosigkeit?" an der Uni Würzburg stattfand, zeigte Prof. Ziebertz zwei mögliche Reaktionen auf die Religiosität Jugendlicher auf: "Sieht man im Glauben junger Menschen vor allem deren Abwendung von den Kirchen, erscheinen die neuen Formen von Religiosität als Problem für den Religionsunterricht", so der Professor. Begreife man den Glauben der Jugendlichen dagegen als Suche nach zeitgemäßen Ausdrucksformen für herkömmliche Überzeugungen, so stelle die Vielfalt religiöser Stile eine Herausforderung für den Unterricht dar. Dann könne es darum gehen, gemeinsam mit den Heranwachsenden Möglichkeiten verantwortlichen Denkens und Urteilens in Bezug auf Religion und Christentum zu erschließen.
Dem stellten sich die Lehrer in fünf Workshops. Sie untersuchten Aussagen von Jugendlichen zu ihrem Glauben und Gottesbild, diskutierten die Vielfalt von Erwartungen, die Eltern an den Religionsunterricht stellen, und überlegten, wie sie im Religionsunterricht auf unerwartete Äußerungen reagieren und andere Religionen unvoreingenommen darstellen können.
Im Schlussplenum wurde deutlich: Betrachtet man die Religiosität Jugendlicher als Suche nach einem lebendigen Glauben, der auch in einer modernen und in vielfacher Weise nicht mehr kirchlich geprägten Welt trägt, dann erschließen sich dem christlich ausgerichteten Religionsunterricht neue Möglichkeiten. Viele der teilnehmenden Lehrer sagten, dass sie durch den Studientag neue Impulse für ihren Unterricht erhalten hätten.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz, T (0931) 888-4839, Fax (0931) 888-4840, E-Mail:
hg.ziebertz@mail.uni-wuerzburg.de