Schwindel mit Nachtfahrbrillen
Schnäppchenjäger aufgepasst! Nicht jede Brille hält, was ihr Etikett verspricht. Dies teilt das Institut für Augenoptik der Fachhochschule Aalen zusammen mit DIN Certco mit. Bei einem Testkauf auf dem Flohmarkt in Aalen wurden so genannte Nachtfahrbrillen mit gelben Gläsern erworben und auf die Erfüllung der einschlägigen DIN-Normen geprüft. Alle Brillen trugen das CE-Prüfzeichen.
Da nur Brillen, die die Anforderungen der DIN-Normen erfüllen, das CE-Prüfzeichen erhalten, sollte man erwarten, dass sämtliche Gläser verkehrstauglich sind. Doch im Gegensatz zu den übrigen geprüften Billigbrillen zeigte sich, dass die MAITEC-Nachtfahrbrille die Anforderungen der DIN-Normen nicht erfüllt.
Die wichtigste Anforderung in den Normen für die Nachtfahrtauglichkeit ist die Gesamttransmission des Filters. Hier verlangt die DIN-Norm einen Lichttransmissionsgrad von mindestens 75 Prozent. Die MAITEC-Nachtfahrbrille brachte es jedoch lediglich auf 61,1 Prozent. Des Weiteren ist auf dem Etikett der besagten Brille zu lesen, dass die gefährlichen ultravioletten Strahlen von den Gläsern herausgefiltert würden. Im Transmissionsspektrum der MAITEC-Nachtfahrbrille ist allerdings deutlich zu erkennen, dass die Gläser im kurzwelligen UV-Bereich eine erhöhte Durchlässigkeit aufweisen. Erlaubt sind 6,1 Prozent. Die MAITEC-Nachtfahrbrille übersteigt diesen Wert jedoch um das Dreifache. Die Auszeichnung mit dem CE-Prüfzeichen ist daher nicht gerechtfertigt. Das Institut für Augenoptik rät daher davon ab, die Brille bei schlechter Beleuchtung, insbesondere in der Dämmerung und bei Nacht, zu verwenden. Grundsätzlich sei vorher ein Beratungsgespräch mit dem Augenoptiker zu suchen.
Trügerisch an dieser Brille ist, dass die gelben Gläser subjektiv den Kontrast in der Wahrnehmung durch die Reduktion des blauen Lichtanteils zu verschärfen scheinen, indem die Umwelt heller erscheint. Diese Aufhellung findet sich jedoch nur in der subjektiven Wahrnehmung und verbessert die Erkennbarkeit von Objekten bei schlechten Beleuchtungsbedingungen nicht. Damit besteht eine Diskrepanz zwischen dem subjektiven Eindruck und den wirklich vorhandenen Sehverhältnissen. Das kann dazu führen, dass Kraftfahrer, die unter ungünstigen Beleuchtungsumständen eine Brille mit solchen Filtern verwenden zu einer Fahrweise verleitet werden, die nicht an die objektiven Verkehrsbedingungen angepasst ist. Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls bei Dämmerung oder bei Nacht nimmt somit zu.
Kontakt:
Dipl. Ing. Stefan Merkel
dincertco-aalen@t-online.de
Prof. Dr. Bernd Lingelbach
ifaa@leinroden.de