Christiane Birr erhält Habilitationsförderpreis
Die Juristin Dr. Christiane Birr von der Uni Würzburg gehört zu den elf jungen Wissenschaftlern, die 2002 mit dem Bayerischen Habilitationsförderpreis ausgezeichnet werden. Sie befasst sich mit der Entwicklung der Rechtsinstitute Ersitzung und Verjährung in der europäischen Rechtsgeschichte.
Sowohl die Ersitzung als auch die Verjährung berühren laut Dr. Birr zentrale Fragen der Gerechtigkeit: Bei der Ersitzung etwa verliert ein Eigentümer nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit ohne förmlichen rechtlichen Akt und sozusagen ohne Vorwarnung sein Eigentum. Dieses wird ihm von Rechts wegen entzogen und demjenigen gegeben, der die Sache seit langen Jahren in Besitz hatte und gebrauchte. Dr. Birr: "Eine solche Eigentumsentziehung bedarf einer intensiven Rechtfertigung durch höherrangige Gerechtigkeitserwägungen. Das ist ein weites Feld für juristische, moralische und theologische Argumentationen."
Diese Debatte um die gerechte Verteilung von Gütern sei in den vergangenen Jahrhunderten zwischen Juristen, Kirchenrechtlern und Moraltheologen intensiv und interdisziplinär geführt worden. Sie nachzuzeichnen und die jeweils zu Grunde liegenden Gerechtigkeitsvorstellungen in ihrem Wandel aufzudecken, ist das Anliegen der Habilitationsarbeit "Rechte im Strom der Zeit" der Würzburger Juristin.
Christiane Birr, geboren 1968 in Braunschweig, begann ihr Jura-Studium in Würzburg im Wintersemester 1989/90. Nach den beiden Staatsexamina promovierte sie im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsschwerpunktes "Die Entstehung des öffentlichen Strafrechts". Dabei beschäftigte sie sich mit der Strafgerichtsbarkeit im Hochstift Würzburg des 15. und 16. Jahrhunderts. Seit Juni 2000 ist sie wissenschaftliche Assistentin am Institut für Rechtsgeschichte bei Prof. Dr. Dietmar Willoweit.
Den Habilitationsförderpreis bekam Christiane Birr am 23. Oktober 2002 in München von Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair überreicht: Die Juristin erhält für maximal drei Jahre ein monatliches Stipendium von 2.815 Euro. Dazu können ihr diverse Zuschüsse gewährt werden.
Eine Fachkommission hat die elf Preisträger aus 17 Bewerbungen ausgewählt. Acht Preise gehen an die Universität München und je einer nach Würzburg, Bayreuth und Erlangen-Nürnberg. Ziel des Preises ist es laut Minister Zehetmair, herausragende promovierte Frauen und Männer für eine Weiterqualifikation an den Hochschulen zu gewinnen.
Weitere Informationen: Dr. Christiane Birr, T (0931) 31-2318, Fax (0931) 31-2103, E-Mail:
cbirr@jura.uni-wuerzburg.de