Mathe-Kenntnisse bei Erstsemestern in NRW alarmierend schlecht
Fachhochschule Südwestfalen setzt Nachhilfelehrer ein
Iserlohn. Nordrhein-Westfalens FH-Mathematikprofessoren sehen ihre schlimmsten Erwartungen bestätigt und schlagen Alarm: Die Mathe-Kenntnisse von Studienanfängerinnen und -anfängern im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland sind außerordentlich schwach. Das hat der Arbeitskreis Ingenieurmathematik bei der Auswertung eines flächendeckenden Eingangstests zum Beginn des Wintersemesters 2002/2003 festgestellt. Von 10 gestellten Testaufgaben lösten die neuen Studierenden in der Mehrzahl zwischen zwei und vier Aufgaben richtig. Lediglich ein Viertel war in der Lage, für mindestens sechs Testaufgaben die richtige Lösung zu finden.
Der Test wurde auf Eigeninitiative des Arbeitskreises Ingenieurmathematik der Fachhochschulen in NRW durchgeführt, um die verbreiteten Klagen über abnehmende Vorkenntnisse der Studienanfänger durch handfeste Zahlen belegen oder widerlegen zu können. Er wurde in diesem Herbst von 32 Mathematik-Dozenten an 11 Fachhochschulen, darunter auch an der Abteilung Soest der Fachhochschule Südwestfalen, veranstaltet. Insgesamt wurden 2871 Studienanfänger getestet. Mit ihren Testergebnissen suchen die Professoren jetzt den Dialog mit den Schul- und Wissenschaftsministerien.
Die Auswertung des Tests zeigte landesweit gleich schlechte Werte. "Es gab", berichtete Prof. Dr. Wieland Richter vom Soester Fachbereich Maschinenbau-Automatisierungstechnik der Fachhochschule Südwestfalen, "keine Ausreißer nach oben oder unten und regionale oder gar fachhochschulspezifische Unterschiede waren nicht erkennbar. Auch die getesteten Soester Studienanfänger bildeten da keine Ausnahme". Ein nennenswerter Leistungsunterschied konnte auch zwischen Studienanfängern mit Fachhochschulreife oder mit Abitur und Grundkurs Mathematik nicht festgestellt werden. Lediglich Studienanfänger mit Abitur, die den Leistungskurs Mathematik besucht hatten, schneiden mit fünf bis sieben richtig gelösten Aufgaben weit besser ab.
Der Test bestand aus 10 Aufgaben, jede vollständig richtig gelöste Aufgabe wurde mit einem Punkt bewertet. Falsche oder nur teilweise richtige Lösungen wurden mit null Punkten bewertet. Durch präzise Korrekturanweisungen wurde eine einheitliche Auswertung sichergestellt. Der Test prüfte nur mathematische Grundfertigkeiten, die im Mathematikunterricht der Schule bis einschließlich Klasse 10 erworben werden müssen. Dazu zählen das Auflösen von Gleichungen, Rechnen mit Wurzeln, Potenzen, Logarithmen, einfache lineare Gleichungssysteme, Grundkenntnisse über Graphen von Funktionen und elementare Geometrie.
Der Arbeitskreis Ingenieurmathematik wurde im letzten Jahr gegründet, um gemeinsam nach praktikablen Lösungen des Problems zu suchen. In Soest hat man indes bereits erste Abhilfemaßnahmen ergriffen: Ein Mathematiklehrer erteilt den Erstsemestern auf Wunsch Nachhilfeunterricht.
Nähere Informationen zur Untersuchung und zum Arbeitskreis Ingenieurmathematik bei:
Prof. Dr. Wieland Richter
Fachbereich Maschinenbau-Automatisierungstechnik
Fachhochschule Südwestfalen
Abteilung Soest
Lübecker Ring 2
59494 Soest
Tel.: 02921/378-354/ oder- 136
E-Mail: richter@fh-swf.de