RUB-Workshop: Kolonialmächte unter der Lupe
Welche Rolle die Entwicklungspolitik verschiedener Kolonialmächte und europäischer Länder auf die Formulierung verbindlicher Richtlinien und Regeln internationaler Organisationen hatte, ist Thema einer internationalen Tagung an der RUB: "Entwicklungspolitik Europäischer Geberländer in vergleichender Perspektive 1958 - 1971" (7./8.03.2003, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, 44789 Bochum, Clemensstr. 17-19).
Bochum, 04.03.2003
Nr. 67
Kolonialmächte unter der Lupe
Entwicklungspolitik im "Kalten Krieg"
RUB-Workshop vergleicht Einfluss auf internationale Organisationen
Welche Rolle die Entwicklungspolitik verschiedener Kolonialmächte und europäischer Länder auf die Formulierung verbindlicher Richtlinien und Regeln internationaler Organisationen hatte, ist Thema einer internationalen Tagung an der RUB: "Entwicklungspolitik Europäischer Geberländer in vergleichender Perspektive 1958 - 1971" (7./8.03.2003, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, 44789 Bochum, Clemensstr. 17-19). Auf Einladung von Prof. Dr. Gustav Schmidt (Internationale Politik, Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB) vergleichen internationale Experten die unterschiedlichen Ansätze der ehemaligen Kolonialmächte, der Bundesrepublik Deutschland sowie der skandinavischen Länder. Die Medien sind herzlich eingeladen.
Von "Geberländern" und "Wohlstandsexporteuren"
Geld geben, um den politischen und wirtschaftlichen Einfluss weiter aufrecht zu erhalten, das war das erste Ziel der Entwicklungspolitik der ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande (donor states). Was zählte, war die Unterstützung ehemals finanziell abhängiger Gebiete. Die Bundesrepublik Deutschland dagegen, das größte Geberland Ende der 60er Jahre, entwickelte eine eigenständige Konzeption. Diese bewegte sich zwischen amerikanischen Forderungen nach Lastenteilung, "recycling" der aus den Exporten erzielten Handels- und Devisenüberschüssen und dem deutsch-deutschen Konflikt außerhalb Europas. Fürsorge und Wohlstand für die Armen war dagegen der Beweggrund der skandinavischen Länder; Italien wiederum wollte sich als Mittelmeermacht profilieren, eine "Eurafrica"-Politik mitgestalten, ohne das Loyalitätsbewusstsein gegenüber den USA aufzugeben.
Entwicklungspolitik und Internationalität
Die Koordination der internationalen Währungs-, Handels- und Entwicklungshilfepolitik fand in internationalen Organisationen (OECD/DAC, G-10, GATT und UNCTAD) statt. Auf der zweitägigen Veranstaltung geht es unter anderem darum herauszufinden, welche Leitlinien zur Entwicklungshilfe sich in diese internationalen Organisationen herauskristallisierten, welche Argumente sich auf welcher nationalen Ebene behaupteten und wie sich nationale und auch internationale Entscheidungen auswirkten.
Programm
Freitag, 07.03.2003
10.00 Uhr: Eröffnung und Begrüßung
10.15 - 11.45 Uhr: Sektion I, Leitung: Helge Pharo, University of Oslo
Jim Tomlinson, Brunel University: The commonwealth, the Balance of Payments and the Politics of International Poverty: British Aid Policy, 1958-1971
Gérard Bossuat, Université de Cergy-Pontoise: L`aide française au développement dans les années de Gaulle
Esther Arens, Universität Bonn: Multilateral institution-building and national interest: Dutch development policy in the 1960s
12.00 - 12.45 Uhr: Diskussion der Referate
14.45 - 16.30 Uhr: Sektion II
Heide-Irene Schmidt, Universität Bochum: Pushed to the Front. German Foreign Assistance Policy 1958-1971
Helge Pharo, University of Oslo: Altruism, security and the impact of oil: Norway`s foreign economic assistance policy 1958-1971
Elena Calandri, L`Università degli Studi di Firenze: Italy, a double-hearted donor
17.00 - 18.00 Uhr: Diskussion der Referate
Samstag, 08.03.2003
9.30 - 11.00 Uhr: Sektion III, Leitung: Gustav Schmidt, Universität Bochum
Marc Frey, Universität Köln: Securing Interests beyond Decolonization: The European Powers and their former Dependencies in Southeast Asia during the 1950s
Wilfried Mausbach, FU Berlin: Charitable Fireworks? West German Foreign Assistance and the American War in Vietnam
11.30 - 13.00 Uhr: Diskussion der Referate
14.45 - 15.45 Uhr: Leitung: Jost Dülffer , Universität Köln - Doktorandenprojekte
Roman Deckert, Bochum: Die beiden deutschen Staaten und der Sudan
Peter Brunbech, Aarhus: Danish Foereign Assistance Policy 1943/44-1971 - An integrated part of Danish post-war foreign policy?
Hilde Selbervik, Bergen: Norwegian development assistance policy
Podiumsdisskusion
Leitung: Gustav Schmidt, Bochum; Stefan Brüne, Hamburg; Helge Pharo, Oslo; Heide-Irene Schmidt, Bochum; Jürgen Wolff, Bochum
Weitere Informationen
Prof. Dr. Gustav Schmidt, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaft, Lehrstuhl für Internationale Politik, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, Gebäude GC 04/705, Tel.: 0234 - 32 23016/17, Fax: 0234 - 32 14532, E-Mail: Gustav.Schmidt@ruhr-uni-bochum.de http://www.ruhr-uni-bochum.de/lehrstuhl-ip/entwicklung.htm (s.u.)
Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/lehrstuhl-ip/entwicklung.htm