Die Entwicklung der abendländischen Schrift
Ausstellungseröffnung am Dienstag, dem 1. April 2003, um 17.00 Uhr im Foyer der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) auf dem Saarbrücker Campus.
Die Ausstellung ist von der SULB gemeinsam mit der Bibliotheca Bipontina Zweibrücken erstellt worden. Sie ist bis zum 10. Mai montags bis freitags von 9 bis 23 Uhr und samstags von 9 bis 12.30 Uhr zu besichtigen.
Die Bedeutung der Schrift als Kommunikationsmittel und Gedächtnisstütze ist unbestritten. Allein wir müssen sie beherrschen, wenn nicht selbst schreiben, so doch wenigstens die einzelnen Schriftzeichen erkennen, lesen können, um die von ihr übermittelten Nachrichten zu verstehen.
Die Globalisierung hat heute fast weltweit für die Durchsetzung einer Schriftform, der Antiqua, gesorgt. Abgesehen von dem Zeitgeist entsprechenden stilistisch-ästhetischen Variationen ist die Grundform der Buchstaben für uns festgeschrieben.
Klarheit und Einfachheit der Formen und somit schnelle und eindeutige Lesbarkeit sind die wichtigsten Kriterien der heutigen Gebrauchsschrift, sei sie Druck- oder Computerschrift. Je weiter die weltweiten Vereinheitlichungstendenzen fortschreiten, umso fremder und unlesbarer werden für uns heute viele Hand- und Druckschriften früherer Generationen. Ohne aufwendige Transkriptionen kann sich der Leser ihre Inhalte oft nicht mehr erschließen. Ihre Inhalte, Teile der Kultur, gehen verloren. "Das kann ich aber nicht lesen!" ist nicht etwa die Reaktion auf mittelalterliche Handschriften, sondern auf Texte unserer jüngeren Vergangenheit, Texte, die in der typisch deutschen Frakturschrift geschrieben oder gedruckt sind.
Schrift entwickelt sich langsam, gleich der Baukunst, deren Formen oft mit ihr übereinstimmen, ist sie Ausdruck von Zeitgeist und Lebensanschauungen. Im deutschsprachigen Raum führte die Identifikation von Nationalgefühl mit einer speziellen, der gebrochenen Schrift in ihrer Ausprägung als Fraktur zu einer eigenen isolierten Schriftentwicklung, letztlich zu dem oben geschilderten Dilemma. Während sich die übrige westliche Welt etwa seit dem 16. Jahrhundert für die der Renaissance entstammende Antiqua entschied, beschritt Deutschland eigene Wege: Die Beherrschung der Antiqua war Luxus mit dem Anwendungsgebiet im Nicht-Deutschen und hinter der Grundkenntnis der gebrochenen Schrift positioniert.
Die Entwicklung hin zur Opposition Fraktur versus Antiqua und das Auseinandertriften beider Schrifttraditionen im Laufe des 15. bis 18. Jahrhunderts ist Thema dieser Ausstellung, ein Beispiel für die Bedeutung variierender Schrift: Denn Schrift ist stets ein Ab-Bild ihrer Zeit, ihres gesellschaftlichen Kontextes; die reine Form ihres Erscheinungs-Bildes ist ein Bild im künstlerischen Sinne als ästhetisches Zeugnis der Schrift-Kunst. Gezeigt wird dies anhand der Buch- und Handschriftenbestände aus der Bibliotheca Bipontina und aus der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek
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Setzen Sie sich bitte in Verbindung mit Dr. Christine Hohnschopp, Tel. (0681) 302-2073 oder E-Mail: c.hohnschopp@sulb.uni-saarland.de
Weitere Informationen:
http://www.sulb.uni-saarland.de/bibliothek/profil/ausstellung/index.html