"Stadt unter Schock"
Am 25. April 2003 findet in Erfurt eine wissenschaftliche Tagung, die sich mit den Folgen des Erfurter Schulmassakers vor einem Jahr beschäftigt, statt. Unter dem Titel "Stadt unter Schock" wollen Wissenschaft und Öffentlichkeit einen Tag lang im Erfurter Rathaus ins Gespräch kommen.
Die Tagung richtet sich sowohl an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachdisziplinen aus ganz Deutschland, als auch an interessierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erfurt, die ihre Erfahrungen einbringen und am Gespräch teilnehmen möchten. Die Teilnahme ist kostenfrei. Der Vormittagsteil ist an wissenschaftlichen Austauschformen orientiert und wird die Themen in allgemeiner Form behandeln, der Nachmittag soll die Öffentlichkeit aktiver einbeziehen und wird konkret die Erfurter Ereignisse in den Blick nehmen. "Die Öffentlichkeit ist zur Teilnahme an beiden Teilen eingeladen, denn die Stadt Erfurt ist bestrebt, nicht nur die Ursachen und Bedingungen, sondern auch Verlauf und Folgen des Schulmassakers im Erfurter Gutenberg-Gymnasium besser verstehen zu lernen und Konsequenzen daraus abzuleiten", betont der Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge. Die mit Universität und Fachhochschule Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung durchgeführte Tagung solle helfen, die Bedingungen und Folgen der Ereignisse im Lichte wissenschaftlicher Erkenntnisse zu analysieren und zu interpretieren. Im Vordergrund werde dabei nicht das Schulmassaker selbst stehen, sondern das komplexe soziale, politische und pädagogische Bedingungsgefüge, in dem die Tat stehe. "Die Tagung soll einen Rahmen zur Kommunikation bieten und helfen, die sozialen und politischen Folgeereignisse des letzten Jahres zu resümieren", kündigt der wissenschaftliche Leiter der Tagung Prof. Dr. Wolf Wagner, Rektor der Erfurter Fachhochschule und Politologe, an. Für Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf sind insbesondere die Schlussfolgerungen für das Bildungssystem und die Rolle der Medien wichtige Schwerpunkte der Tagung, da die Lehrerausbildung und die Kommunikationswissenschaft Eckpfeiler des Programms der Universität sind. In einem weiteren Forum werden zudem Formen der individuellen und kollektiven Verarbeitung von Katastrophen und Traumatisierungen diskutiert.
"Nach dem grausamen Schulmassaker im Erfurter Gutenberg-Gymnasium hat sich unsere Stadt wieder dem Alltag zugewandt, Erschütterung und Erinnerung aber sind geblieben", erklärt der Erfurter OB. Deshalb habe eine gemeinsame Vorbereitungsgruppe der Stadt, der Universität und der Fachhochschule Erfurt angeregt, Wissenschaft und Öffentlichkeit miteinander ins Gespräch zu bringen. "Die Stadt Erfurt wird am 26. April 2003 die Toten in einer Gedenkfeier würdigen und will ein deutliches Zeichen für das Leben und die Zukunft setzen". Die gemeinsam konzipierte Tagung "Stadt unter Schock" am 25. April 2003 im Erfurter Rathaus werde einen Beitrag dazu leisten, eine wissenschaftlich fundierte Verarbeitung zu ermöglichen und, verbunden mit der Erinnerung, einen Weg zu neuem Verhalten und zu Veränderungen zu beschreiten. Der Rektor der Fachhochschule Erfurt Professor Wagner, der Präsident der Universität Erfurt Professor Bergsdorf und Oberbürgermeister Ruge laden interessierte Bürger sehr herzlich ein, an den Gesprächen im Rathaus teilzunehmen.
Weitere Informationen:
http://www.stadt-unter-schock.de