Innovationen durch Grossunternehmen
Innovationen durch Grossunternehmen
Unternehmensnetzwerke profitieren von Ideenmaschine großer Konzerne
Je mehr Kooperationen ein kleines mittelständisches Unternehmen eingeht, desto wahrscheinlicher entwickelt es neue Produkte und platziert diese erfolgreich am Markt. Die intensive Zusammenarbeit, der Erfahrungsaustausch und der Wissenstransfer kreieren ein innovatives Milieu, und fördern neue Ideen, Forschung und Entwicklung. Die Zusammenarbeit mit Großunternehmen wirkt sich besonders positiv auf die Innovationskraft von Firmen aus. Große Abhängigkeit und Intensität des Kontaktes können allerdings auch hemmende Folgen für die Ideenproduktion haben. Als flexibler und mit weniger Transaktionskosten verbunden haben sich in der Vergangenheit Netzwerke mit überwiegend kleinbetrieblicher Struktur herausgestellt. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Studie von Dr. Gero Stenke unter der Leitung von Professor Dr. Rolf Sternberg vom Wirtschafts- und Sozialgeographischen Institut der Universität zu Köln.
Das Beispiel der Siemens AG in München zeigt, dass rund zwei Drittel der umliegenden Mittelstandsunternehmen innovationsrelevante Kontakte zu dem Konzern pflegen. Nach Auffassung von Dr. Stenke besteht ein eklatanter Unterschied in der Beurteilung der Kooperationsbereitschaft und des Innovationsklimas Münchens zwischen der Gruppe der Firmen mit Beziehungen zu Siemens, und der Gruppe ohne Verbindung zum Konzern. Fast alle Unternehmen, die mit Siemens kooperieren, sehen im daraus resultierenden Wissenszuwachs einen großen Vorteil. Zwar konzentrieren sich diese Kontakte zumeist auf den rein marktlichen Bereich, d.h. Siemens ist Auftraggeber von Produktentwicklungen und Lieferungen. Jedoch werten die informellen Kontakte die geschäftlichen Beziehungen enorm auf.
Weltweit ist zu beobachten, dass Großunternehmen ihre Wirtschaftsstandorte zu einem wesentlichen Anteil mitgestalten. Sie binden bewußt Zulieferer, spezialisierte Dienstleister und Unternehmensgründer an ihre strategisch bedeutenden Standorte. Kommt es zu einer weiteren Vernetzung mit dem bereits vorhandenen Potential der Region, so können sich Synergieeffekte und sich selbst verstärkende Netzwerke bilden.
Typisches Merkmal für das innovative Milieu ist besonders die informelle Kommunikation der Firmen untereinander. Auf Vertrauensbasis ausgetauschte Informationen über Ideen und Forschung tragen oft zu Innovationen und Erfolg der Netzwerkpartner bei. Jedoch kann diese Wissensteilung auch zu Problemen führen, wenn Akteure das Vertrauen mißbrauchen und opportunistisch mit den gewonnenen Informationen umgehen. Vor Trittbrettfahrern kann auch ein solches Milieu nicht schützen.
Zur erfolgreichen Anwendung des im Milieu gewonnenen Wissens gehört dessen betriebsinterne Verarbeitung. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind unerläßlich, um eigenes Wissen zu entwickeln, aber auch um Wissen absorbieren und verarbeiten zu können. Etwa ein Fünftel des Umsatzes der in München befragten Mittelstandsunternehmen fließt in die Entwicklung neuer Produkte. Auch das Humankapital der Münchener Unternehmen entspricht den Anforderungen eines innovativen Milieus. Durchschnittlich die Hälfte der Beschäftigten haben einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluß.
Viele Regionen mit ausgeprägtem intraregionalen Netzwerk werden von sehr aktiven Politikern unterstützt. Trotzdem erweist es sich als schwierig, milieurelevante Elemente künstlich zu kreieren. Das Schaffen günstiger Rahmenbedingungen und Anreizsysteme, aber auch größerer regionaler Eigenverantwortung sind jedoch Grundvoraussetzung. Auch das regionale Umfeld, in Gestalt von Hochschulen, Institutionen und Forschungseinrichtungen kann in starkem Maße zur Innovationstätigkeit der Unternehmen beitragen und sollte dementsprechend politisch gefördert werden.
Verantwortlich: Isa von Bismarck-Osten
Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Rolf Sternberg unter der Telefonnummer 0221/470-2372, der Faxnummer 0221/470-5009 und unter der Email-Adresse sternberg@wiso.uni-koeln.de zur Verfügung.
Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi.