Abdeckungen stärken Selbstheilungskräfte von Bäumen
Mit einfachen Methoden können verletzte Alleebäume erhalten werden
Alleen sind für Reisende eine Freude fürs Auge. Leider kommt es aber immer wieder zu Verkehrsunfällen, bei denen Fahrzeuge vor dem Baum landen. Hierbei entstehen zum einen erhebliche Personen- und Sachschäden, zum anderen aber auch Schäden an den Alleebäumen. Experten der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) in Hamburg haben in Zusammenarbeit mit dem Institut für Baumpflege und der Universität Hamburg praxisnahe Empfehlungen erarbeitet, mit denen es in vielen Fällen möglich wird, verletzte Straßenbäume zu erhalten.
In Deutschland gibt es entlang der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen noch mehrere tausend Kilometer Alleen. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg prägen sie das Landschaftsbild und sind allein aufgrund ihres Alters - viele Alleen stammen noch aus dem 18. oder 19. Jahrhundert - besonders erhaltenswert. Das zunehmende Verkehrsaufkommen seit der Wende hat dazu geführt, dass Beschädigungen von Alleebäumen durch Unfälle erheblich zugenommen haben. So wurden allein in Brandenburg bis zu 4.000 Anfahrschäden pro Jahr registriert.
Bei Unfällen löst sich häufig die Rinde am Baum großflächig ab. Dadurch wird die Wasser- und Nährstoffversorgung beeinträchtigt. Auch kann das Holz an solchen Stellen anfangen zu faulen - das Todesurteil für den Baum, da er aufgrund mangelnder Standfestigkeit gefällt werden muss. Als Folge ist das Alleenbild gestört, selbst wenn ein junger Baum nachgepflanzt wird.
In der Vergangenheit wurden Stammwunden an Alleebäumen "baumchirurgisch" behandelt, das heißt spitzelliptisch ausgeformt, mit einer Fräse geglättet und mit einem Wundverschlussmittel bestrichen. Die Ergebnisse waren jedoch häufig enttäuschend. Einem anderen Ansatz folgen die Empfehlungen, die Horst Stobbe und Mitarbeiter von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft und dem Institut für Baumpflege jetzt im neuen ForschungsReport vorstellen. Sie basieren auf der Erkenntnis, dass Bäume ein neues Gewebe nicht nur am Rand einer Wunde, sondern unter Umständen auch auf der gesamten Wundfläche bilden können, quasi als Selbstheilung von innen heraus. Dabei kommt es weder zu Verfärbungen noch zu Fäule im Holz. Um diese Selbstheilungskräfte zu unterstützen, empfehlen die Wissenschaftler unter anderem
- die Anfahrschäden schnellstmöglich (innerhalb von 2 Wochen) zu behandeln,
- die Wundfläche großzügig mit Wasser einzusprühen, um Trockenstress zu verringern,
- die Wunden nicht mechanisch zu reinigen oder mit Schneidwerkzeugen auszuformen,
- frische Wunden in Gänze mit einer lichtundurchlässigen Kunststoff-Folie abzudecken.
Die Empfehlungen fußen auf Versuchen mit 600 künstlich angelegten Wunden bei 15 Laubbaumarten und auf Behandlungen von 240 Anfahrschäden im Bereich des Straßenbauamtes Schwerin.
Genauere Informationen gibt ein reich bebilderter Artikel im neuen ForschungsReport, dem Wissenschaftsmagazin des Senats der Bundesforschungsanstalten. Die 52 Seiten starke Ausgabe 1/2003 mit dem Schwerpunkt "Biovision - Zukunft mit Pflanzen" ist kostenlos zu beziehen über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, e-Mail: senat@bba.de
Um Belegexemplar wird gebeten
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