Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Ringvorlesung der Bochumer Juniorprofessor/innen
Was haben Skandale in den Massenmedien, Behandlungsstrategien gegen Hepatitis C, Autoimmunkrankheiten und Außenpolitik gemeinsam? Sie alle stehen im Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Kontrolle. Um diese zentralen gesellschaftlichen Grundvoraussetzungen drehen sich die Referate der interdisziplinären Vortragsreihe Bochumer Juniorprofessor/innen. Ab dem 14. Mai 2003 stellen sie sich und ihre Forschungsschwerpunkte immer mittwochs (16.15 Uhr, Gebäude GA, Ebene 03, Raum 142) der Öffentlichkeit vor.
Bochum, 09.05.2003
Nr. 139
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Von Skandalen, Illusionen, Allergien und Kriegen
Interdisziplinäre Vortragsreihe der RUB-Juniorprofessoren
Was haben Skandale in den Massenmedien, Behandlungsstrategien gegen Hepatitis C, Autoimmunkrankheiten und Außenpolitik gemeinsam? Sie alle stehen im Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Kontrolle. Um diese zentralen gesellschaftlichen Grundvoraussetzungen drehen sich die Referate der interdisziplinären Vortragsreihe Bochumer Juniorprofessor/innen. Ab dem 14. Mai 2003 stellen sie sich und ihre Forschungsschwerpunkte immer mittwochs (16.15 Uhr, Gebäude GA, Ebene 03, Raum 142) der Öffentlichkeit vor. Den Anfang macht einer der Koordinatoren der Reihe, Juniorprofessor Dr. Frank Bösch (Mediengeschichte). Er entführt die Zuhörer ins 19. Jahrhundert, in der die ersten Skandale durch die Massenmedien geisterten, für Demonstrationen, Prozesse und Selbstmorde, aber auch Rücktritte und Reformen sorgten. Informationen im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/juniorprofringvorlesung.htm (s.u.)
Skandalös: Wenn der Staat die Kontrolle verliert
Dr. Bösch untersucht die Ursachen, den Verlauf und die Folgen der Skandale. Er zeigt dabei, wie sowohl der Staat als auch die Medien die Kontrolle über das öffentlich Sagbare verloren. Während der Staat nicht mehr mit herkömmlichen Mitteln wie der Zensur oder mit Prozessen eingreifen konnte, scheiterten die Journalisten an dem eigenen Anspruch auf Selbstkontrolle. In gewisser Weise entwickelten sich die Medien erst durch die Skandale zur "Vierten Gewalt".
Wie das Gehirn seine Welt konstruiert
Einem ganz anderen Bereich des großen Themenfelds Vertrauen und Kontrolle widmet sich Dr. Dirk Jancke, Juniorprofessor für kognitive Neurobiologie: Er begibt sich auf die Spur von Irrtümern unseres Gehirns, die ihm etwas über seine Funktionsweise verraten. Visuelle Illusionen zeigen, wie unsere Wahrnehmung von der physikalisch messbaren Welt abweicht. Wir sehen demnach häufig nicht das, was "wirklich" zu sehen wäre, sondern das, was unser Gehirn in komplexen Verarbeitungsprozessen konstruiert. Am Beispiel einer einfachen visuellen Illusion wird der Vortrag grundlegende Mechanismen kortikaler Verarbeitung beschreiben und zeigen, dass Irren manchmal auch seine Vorteile haben kann.
Allergie: Immunsystem außer Kontrolle
Ebenfalls einen medizinischen Blick aufs Thema wirf Dr. Kirsten Gehlhar (Juniorprofessorin für Molekulare Allergoimmunologie) in ihrem Vortrag "Allergie - Immunsystem außer Kontrolle?" Sie führt die Zuhörer in die Funktionsweise des Immunsystems ein und fragt nach den Ursachen von Allergien: Welche "Fehler" macht das System eines Allergikers? Welche Rolle spielen Umwelt, Genetik und Allergene selbst? Außerdem geht es um die Therapie von Allergien, die auf Kenntnisse über die Struktur von Allergenen basieren.
Sicherheitspolitik: Irak etc.
Dr. Cilja Harders, Juniorprofessorin für Politikwissenschaft und Geschlechterforschung, stellt zunächst die bisherigen Sicherheitskonzepte der Außen- und Sicherheitspolitik dar. Dabei zeigt sie, dass Vertrauen und Kontrolle stets eine große Rolle als Hintergrundkonzept spielt, dies aber kaum thematisiert wird. In einem zweiten Schritt präsentiert sie einen erweiterten feministischen Sicherheitsbegriff und fragt nach seiner praktischen Relevanz für das aktuelle Konfliktgeschehen z. B. in Afghanistan oder im Irak.
Weitere Informationen
Dr. Frank Bösch, Juniorprofessor für Mediengeschichte, Historisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: 0234/32-24684, GA 5/62, E-Mail: fboesch@gwdg.de
Programm
14. Mai
Dr. Frank Bösch, Juniorprofessor für Mediengeschichte (Fakultät für Geschichtswissenschaft): Zwischen Zensur und Selbstkontrolle: Die Geburt des Skandals im Zeitalter der Massenpresse
21. Mai
Dr. Dirk Jancke, Juniorprofessor für kognitive Neurobiologie (Fakultät für Biologie): Ich traue meinen Augen nicht - neue bildgebende Verfahren zeigen die Entstehung einer Illusion im Gehirn
28. Mai
Dr. Alexander Kreuter, Juniorprofessor für Photobiologie und -immunologie (Medizinische Fakultät): Autoimmunerkrankungen - wenn der Körper die Kontrolle über sich selbst verliert
4. Juni
Dr. Jörg Plassen, Juniorprofessor für Koreanische Geistesgeschichte (Fakultät für Ostasienwissenschaften): Das Vertrauen in den einen Geist - Aspekte des Vertrauens im frühen sino-koreanischen Buddhismus
18. Juni
Dr. Markus Reiser, Juniorprofessor für Experimentelle und klinische Hepatologie (Medizinische Fakultät): Risiko Hepatitis C - Vertrauen auf neue Behandlungsstrategien
9. Juli
Dr. Kirsten Gehlhar, Juniorprofessorin für Molekulare Allergoimmunologie (Medizinische Fakultät): Allergie - Immunsystem außer Kontrolle?
16. Juli
Dr. Cilja Harders, Juniorprofessorin für Politikwissenschaft und Geschlechterforschung (Fakultät für Sozialwissenschaft): Vertrauen und Sicherheit - innovative Sicherheitskonzepte als Antwort auf kriegerische Konflikte?
Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/juniorprofringvorlesung.htm