Eine gezielte Landbewirtschaftung kann das Klima-Problem für Europa nicht lösen
Nur 7 - 12 Prozent der vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Emissionen in Europa werden von der Biosphäre wieder aufgenommen, belegt die erste europäische Kohlenstoff-Gesamtbilanz
Ist Europas terrestrische Biosphäre eine Quelle oder Senke für das Klimagas Kohlendioxid (CO2) und eignet sie sich für Klimaschutzmaßnahmen? Wissenschaftler des europäischen Forschungsverbundes "CarboEurope" haben unter Führung der Universität Antwerpen und wesentlicher Beteiligung des Jenaer Max-Planck-Instituts für Biogeochemie jetzt die erste umfassende und konsistente Kohlenstoffbilanz für Europa erstellt und in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht (Science Express, 22. Mai 2003). Diese Studie bündelt das heute verfügbare Wissen zu Kohlenstoffsenken und -quellen in Europa und führt dazu die Ergebnisse von zwei voneinander unabhängigen Rechenmethoden zusammen. Berechnungen auf der Basis von Atmosphärendaten weisen die Biosphäre Europas eindeutig als Kohlenstoffsenke aus, was aber von Modellrechnungen für die wichtigsten Ökosysteme nur teilweise bestätigt wird. Obwohl jeder der beiden Ansätze noch erhebliche Unsicherheiten hat, ergibt der Vergleich der Ergebnisse konsistent, dass Europas Biosphäre derzeit eine Kohlenstoffsenke von 135 bis 205 Teragramm Kohlenstoff pro Jahr darstellt. Dies entspricht 7 bis 12 Prozent der anthropogenen CO2-Emissionen in Europa: Wälder und möglicherweise auch das Grünland nehmen CO2 auf, während Äcker und genutzte Feuchtgebiete CO2 in ähnlicher Größenordnung wieder abgeben. Eine gezielte Bewirtschaftung könnte die Kohlenstoff-Aufnahme in den nächsten Jahrzehnten zwar deutlich erhöhen, aber keinesfalls die notwendigen Maßnahmen zur Minderung der Kohlendioxid-Emission in Europa ersetzen.
Weitere Informationen:
http://www.mpg.de/pri03/pri0356.htm