Geometrieunterricht: Trotz Software bleibt der Zirkel unverzichtbar
Zirkel, Lineal und Millimeterpapier - für Generationen von Schülern waren das die bewährten Utensilien, wenn Geometrie auf dem Stundenplan stand. Doch mittlerweile bekommen die klassischen Handwerkszeuge auch hier Konkurrenz durch den Computer. Chancen und Risiken des Einsatzes digitaler Technik im Geometrieunterricht thematisiert die neue Publikation "Impulse für den Geometrieunterricht", erschienen als Heft 8 der Reihe "Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte", herausgegeben von Prof. Dr. Martin Winter, Mathematikdidaktiker am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften, der Mathematik und des Sachunterrichts (IfD) der Hochschule Vechta.
Der Mathematikunterricht wird von Schülern häufig als zu abstrakt und lebensfern empfunden. Doch das Fach kann auch anschaulich und praxisbezogen präsentiert werden - besonders in der Geometrie. Hier geht es nicht nur um bloße Zahlen und Berechnungen; hier können die Schüler selbst handeln und bei der Konstruktion geometrischer Objekte kreativ werden. Zusätzliche Möglichkeiten bietet der Computer mit dreidimensionalen Darstellungen und der so genannten Dynamischen Geometrie-Software. Geometrische Objekte lassen sich damit quasi auf Knopfdruck und mit Ziehen des Mauszeigerns erzeugen, verändern, wieder herstellen und animieren.
"Der damit verfügbare Raum für Entdecken und Erkunden muss ohne Zweifel auch für den alltäglichen Geometrieunterricht genutzt werden", schreibt Prof. Martin Winter, Herausgeber und einer der vier Autoren der Broschüre. Die neuen digitalen Möglichkeiten, da ist sich Winter sicher, erweitern den Erfahrungshorizont der Schüler. Allerdings gibt der Mathematikdidaktiker unter Verweis auf Forschungsergebnisse der Broschüre zu Bedenken, dass die neuen Erfahrungen eben virtuelle, durch den Computer vermittelte, Erfahrungen seien. Die Schüler sollten nach wie vor lernen, grundlegende Geometrieaufgaben auch mit Konstruktionswerkzeugen wie Zirkel und Lineal zu lösen.
In der Vechtaer Publikation wird auch ein konkretes und anwendungsbezogenes Geometrieprojekt vorgestellt, in dem ebenfalls das Problem des Einsatzes von moderner Technologie eine Rolle spielt. Schüler schauten dabei zu, wie das Gelände der Vechtaer Zitadelle mit modernsten elektronischen Geräten vermessen wurde. Unter Anleitung eines Vechtaer Lehramtsabsolventen haben sie einige Schritte mit mechanischen und optischen Vermessungsgeräten nachvollzogen. Dadurch wurden mathematische Zusammenhänge deutlich, die vorher unter der Benutzeroberfläche der High-Tech-Geräte versteckt blieben. Im Geometrieunterricht schließen sich Software und Zirkel nicht aus. "Mancher Erkenntnisgewinn", so resümiert Prof. Winter, "resultiert aus der Gegenüberstellung elementarer Aktivitäten und dem Einsatz hochdifferenzierter Technik."
Wie die früheren Hefte der Schriftenreihe ist das Heft erhältlich im Sekretariat des IfD, Oldenburger Straße 97, 49377 Vechta, zum Preis von 4Euro (Studierende 2,50Euro); bei Zusendung zzgl. Portokosten. Anfragen und Bestellung bei Frau Krümpelbeck, Telefon: 04441/15-493; E-Mail: barbara.kruempelbeck@uni-vechta.de
Weitere fachliche Informationen:
Prof. Dr. Martin Winter, Hochschule Vechta
Fach Mathematik im Institut für Didaktik der Naturwissenschaften, der Mathematik und des Sachunterrichts (IfD)
Postfach 1553, 49364 Vechta
Tel.: (04441)15-209, E-Mail: martin.winter@uni-vechta.de