Recht in Europa: Festgabe unterstreicht internationale Ausrichtung der Augsburger Rechtsfakultät
Unter dem Titel "Recht in Europa" ist bei der Nomos Verlagsgesellschaft eine Festgabe zum 30-jährigen Bestehen der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg erscheinen. Von einem kurzen Abriss der Geschichte der Fakultät eingeleitet, versammelt der von Wilfried Bottke, Thomas M. J. Möllers und Reiner Schmidt herausgegebene Band auf 378 Seiten 21 Beiträge von Mitgliedern der Fakultät.
Auf unterschiedlichsten Gebieten und unter verschiedensten Aspekten belegen alle Beiträge die von den Herausgebern im Vorwort formulierte Einsicht: "Recht kann heute nicht mehr allein unter dem nationalen Blickwinkel erforscht und gelehrt werden." Demonstriert wird dies an Beispielen des Verhältnisses der Gerichtshöfe zueinander, der Grundrechtsentwicklung und des Grundrechtsschutzes, des Währungs- und Steuerrechts, des Zivil- und Prozessrechts, des Arbeits- und Beamtenrechts, des Straf- und Strafvollzugsrechts und des Arzneimittelrechts sowie mit Blick auf die Wahl der Staatsangehörigkeit und auf Aufsichtsfragen.
SCHWERPUNKT EUROPÄISCHE RECHTSORDNUNGEN
Die mit dieser Festgabe dokumentierte europäisch-internationale Orientierung der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg hat Tradition: Gelöst von den drei klassischen Instituten für Zivilrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht, haben sich Mitglieder der Fakultät ihren Forschungsinteressen entsprechend bereits seit den frühen 90er Jahren in drei weiteren Instituten organisiert: Neben einem Institut für Umweltrecht und einem für Wirtschafts- und Steuerrecht ist dies ein Institut für Europäische Rechtsordnungen.
JURISTEN FÜR DIE INTERNATIONAL TÄTIGE WIRTSCHAFT
In Verbindung mit der schon länger etablierten, gemeinsam mit dem Sprachenzentrum der Universität angebotenen fachspezifischen Fremdsprachenausbildung (FFA) in Englisch und Französisch, wird das Ziel verfolgt, junge Juristinnen und Juristen auf die Praxis in der internationale agierenden Wirtschaft vorzubereiten. Zu Beginn des Studienjahres 2002/03 ist unter diesem Gesichtspunkt in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg ein Diplomstudiengang Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eingeführt worden, der einschlägige Lerninhalte beider Fakultäten vernetzt und die Studierenden durch eine spezifische Fremdsprachenausbildung sowie durch die Unterstützung von Auslandsstudienaufenthalten auf ein internationales Berufsumfeld vorbereitet. Solche Auslandsaufenthalte werden durch ein bereits über 10-jähriges, reges Engagement der Fakultät im Rahmen des EU-SOKRATES-Programmes sowie durch zahlreiche Partnerschaften und Kooperationen mit Universitäten im europäischen (Frankreich, Polen, Türkei) und außereuropäischen Ausland (Chile, Japan, Südafrika, USA) gefördert.
INTERNATIONALER AUFBAUSTUDIENGANG "GEISTIGES EIGENTUM"
Noch jüngeren Datums ist das Engagement der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg im neu gegründeten Munich Intellectual Property Law Center (MIPLC), an dem mit dem Wintersemester 2003/04 der erste englischsprachige Master-Studiengang "Geistiges Eigentum" startet. An diesem von der Max-Planck-Gesellschaft initiierten Projekt sind neben dem MPI für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht und der Universität Augsburg auch die George Washington University, Washington, D. C., und die TU München beteiligt. Das englischsprachige Aufbaustudium richtet sich an Hochschulabsolventen aus der ganzen Welt, die - insbesondere als Rechts- und Patentanwälte, Richter, Wirtschaftsfachleute, Naturwissenschaftler, Ingenieure und Hochschullehrer - eine Tätigkeit auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums anstreben. Erfolgreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten den Titel "Master in Intellectual Property Law" (LL. M. IP) der Universität Augsburg.
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Wilfried Bottke, Thomas J. M. Möllers, Reiner Schmidt (Hrsg.), RECHT IN EUROPA. FESTGABE ZUM 30-JÄHRIGEN BESTEHEN DER JURISTISCHEN FAKULTÄT AUGSBURG (= Augsburger Rechtsstudien, Band 34), Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2003, 378 Seiten, ISBN 3-8329-0019-5, 88,- Euro
Inhalt: Herbert Buchner: Zur Geschichte der Juristischen Fakultät / Frank Arloth: Strafvollzug im Europäischen Vergleich / Christoph Becker: Europäisierung des Zivilverfahrensrechts / Volker Behr: Europäisierung und Globalisierung des internationalen Prozessrechts / Wilfried Bottke: 'Bestrafungen' von Unternehmen und Betrieben nach dem Recht der Europäischen Union in Deutschland? / Herbert Buchner: Die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft zur Sozialunion - Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht in der Bundesrepublik / Wilhelm Dütz: Kirchliches Individualarbeitsrecht und Europarecht / Ulrich M. Gassner: Die Europäisierung des Arzneimittelrechts / Wolfgang Jakob und Hagen Kobor: Europa und Steuern im Lichte staatlicher Souveränität / Rainer Kanzleiter: Der Schutz des Erwerbers vor einem Verlust seiner Anzahlungen beim Vertrag mit dem Bauträger - 30 Jahre Rechtsentwicklung auf dem Weg zum Europäischen Recht / Stephan Lorenz: Aliud, peius und indebitum im neuen Kaufrecht / Johannes Masing: Abwahlpflicht bei mehrfacher Staatsangehörigkeit - ein schwieriger Kompromiss / Thomas M. J. Möllers: Einschränkung der Vertrags- und Gestaltungsfreiheit durch europäische Richtlinien / Klaus Offerhaus: Spannungs- oder Kooperationsverhältnis zwischen dem Bundesfinanzhof, dem Bundesverfassungsgericht und dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften / Thomas Raab: Europarechtliches Diskriminierungsverbot und Abschlussfreiheit des Arbeitgebers / Bernd Sandmann: Der Einfluss des Europarechts auf die Mitbestimmung der Arbeitnehmer / Reiner Schmidt: Öko-Abgaben aus gemeinschaftsrechtlicher Sicht / Rudolf Summer: Auswirkungen des Europarechts auf das Beamtenrecht / Jörg Tenckhoff: Der Einfluss der Europäischen Menschenrechtskonvention auf das deutsche Strafverfahrensrecht / Christoph Vedder: Grundrechtsschutz in der Europäischen Union / Thomas Vesting: Programmaufsicht im Fernsehen - Überlegungen zu einer öffentlich-rechtlichen Strategie unternehmensinterner Konventions- und Standardbildung / Franz-Christoph Zeitler: Strukturen des europäischen Währungsrechts
Weitere Informationen:
http://www.jura.uni-augsburg.de/