Demokratie - Tod durch Überforderung?
Wie ist es um die Demokratie in der Welt bestellt? Ist sie immer noch auf einem Siegeszug wie in den neunziger Jahren oder hat bereits eine schleichende Erosion der demokratischen Systeme eingesetzt? Diesen Fragen widmet sich die August-Ausgabe der Zeitschrift INTERNATIONALE POLITIK.
Alle Prognosen waren falsch, argumentiert Eberhard Sandschneider, der neue Otto-Wolff-Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik: Weder die in den achtziger Jahren verbreiteten Abgesänge auf die Staatsform Demokratie noch die Visionen der Neunziger vom "Ende der Geschichte" haben sich bestätigt. Doch die Demokratien stehen heute vor allem vor der Herausforderung, ihre Effizienz zu erhöhen - gelingt ihnen das nicht, drohen sie an Selbstüberforderung zu scheitern.
Weitere Beiträge im Heft 8/2003 bewerten die Qualität der Demokratie in verschiedenen Staaten. Ein Überblick über den islamisch geprägten Raum zeigt, dass die Errichtung demo-kratischer Ordnungen "von innen" international wenig Unterstützung findet und deshalb oft in Apathie endet, schreibt Udo Steinbach, der Direktor des Deutschen Orient-Instituts. Martin Brusis und Peter Thiery analysieren, welche Faktoren die Demokratisierung begünstigen, und vergleichen die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa mit Lateinamerika. Der amerikanische Jurist Norman Birnbaum wirft einen äußerst kritischen Blick auf die inneren Defizite des Systems der USA. Sonja Margolina deckt die Schwächen von Putins "gelenkter Demokratie" in Russland auf und Pasquale Pasquino behauptet, dass Italien nicht erst seit Berlusconi eine schlechte Demokratie geworden sei.
Ein weiteres "Highlight" in diesem Heft: Zbigniew Brzezinski, der ehemalige Berater für nationale Sicherheit von Jimmy Carter und führende Kopf der amerikanischen außenpolitischen Szene, schreibt in klaren Worten, dass Saddam Hussein keine einsatzbereiten Massenvernichtungswaffen besaß und die Bush-Regierung kein Recht hatte, ihn mit dieser Begründung anzugreifen. Brzezinski gibt in seinem kenntnisreichen Beitrag einen Einblick in die sicherheitspolitischen Entscheidungsprozesse in Washington und erläutert, was Amerikaner und Europäer nach dem Irak-Debakel besser machen können.
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