WHZ-Student erhält Deutschen Musikinstrumentenbaupreis
Steffen Friedel studiert in Markneukirchen Akustik- und Technologie des Musikinstrumentenbaus. Am 13. April wird er in Frankfurt mit dem Deutschen Musikinstrumentenbaupreis ausgezeichnet.
Eine Lehre als Mechaniker, ein Arbeitsleben als Geologietechniker und nun einen Meisterbrief im Geigenbau. Klingt ungewöhnlich? Nicht für Steffen Friedel. „Die Berufswahl hat viel mit Klarheit bezüglich der eigenen Natur zu tun. Diese Klarheit erhält man erst, wenn man sich ausprobiert“, sagt der 52-Jährige.
Nach mehr als 25 Jahren im Beruf begann Steffen Friedel, sich noch einmal komplett neu zu orientieren. Zunächst mit einer Lehre als Geigenbauer. Daran anknüpfend mit einem Bachelor-Studium an der Westsächsischen Hochschule Zwickau im Streichinstrumentenbau im vogtländischen Markneukirchen. Heute weiß er: „Geigenbau ist einfach das, was zu mir passt“. Mittlerweile hat er nicht nur einen Meisterbrief und einen Studienabschluss in der Tasche, sondern auch einen der renommiertesten Preise für Musikinstrumentenbauer erhalten. Für die von ihm konstruierte Wappenbratsche wird er am 13. April auf der Frankfurter Musikmesse mit dem Deutschen Musikinstrumentenpreis ausgezeichnet.
An dem Instrument lobte die Jury vor allem die extravagante Gestaltung. Diese orientiert sich an der Form der f-Löcher einer Campanula von H. Bleffert sowie dem Wirbelkastenkopf der Dancing Masters Violine „Gillott“ 1720 von A. Stradivari. Auch die Spielbarkeit und die Ansprache überzeugten die Testmusiker in allen Belangen. Konstruiert hat Steffen Friedel das Instrument während seines Studiums. Betreut wurde er dabei in Markneukirchen von Prof. Robert König und Instrumentenbaumeister Haiko Seifert. „In der Regel wird dieser Preis an sehr etablierte Künstler vergeben. Dass Steffen Friedel es als ‚Newcomer‘ geschafft hat, diese Auszeichnung zu erhalten, ist schon etwas ganz Besonderes“, erklärt Prof. Andreas Michel, Studiengangsleiter Musikinstrumentenbau an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, zu der die Außenstelle Musikinstrumentenbau in Markneukirchen gehört.
Für seinen Studenten ist der Professor voll des Lobes: „Herr Friedel ist hochmotiviert, weiß genau was er will und hat aufgrund seiner Lebens- und Berufserfahrung als Techniker und Mechaniker oft einen anderen Zugang zu den Instrumenten als klassische Musikinstrumentenbauer“, erklärt Andreas Michel. Als Beispiel führt der Professor das von Steffen Friedel konstruierte Reisecello an. Dieses lässt sich mit ein paar einfachen Handgriffen zerlegen und platzsparend verstauen. Hinsichtlich
Handhabbarkeit und Spielbarkeit steht es einem klassischen Violoncello in nichts nach. „Das ist ein einzigartiger Ansatz“, schwärmt Prof. Andreas Michel.
Steffen Friedel schätzt an seinem Studium in Markneukirchen die Verbindung zwischen traditionellen Handwerk und innovativen Ansätzen. „Die handwerklichen Grundlagen werden durch die Dozenten korrekt, teils penibel, vermittelt. Das ist richtig und wichtig. Gleichzeitig werden Studierende auch immer dabei unterstützt, Neuentwicklungen zu konstruieren. Das beeindruckt mich“, berichtet er.
Inzwischen hat Steffen Friedel in Markneukirchen das Masterstudium Akustik und Technologie des Musikinstrumentenbaus aufgenommen. Seit diesem Jahr besitzt er den Meisterbrief im Geigenbauerhandwerk. Parallel arbeitet er als selbstständiger Geigenbauer in seiner Dresdner Werkstatt. Dort fertigt er neue Geigen, Bratschen und Celli in traditioneller italienischer Bauweise.