Arzneimittel: "Fluch oder Rettung ?"
8. Summer School of Public Health startet am 25. September in Delmenhorst
16 000 bis 25 000 Todesfälle stehen jährlich im Zusammenhang mit unerwünschten Nebenwirkungen von Medizin. Eine erschreckende Zahl meint der Arzneimittelexperte Professor Gerd Glaeske von der Universität Bremen. Seiner Ansicht nach werden zuviel Medikamente verschrieben und darüber hinaus falsch eingesetzt. Auch Professorin Annelie Keil kritisiert die "Medikalisierung" unseres Lebens. Sie geht davon aus, dass der übermäßige Arzneimittelkonsum verhindert, dass Menschen eigenverantwortlich mit ihrer Gesundheit umgehen und eine eigene Vorstellung von "Gesund" entwickeln, die das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden umfasst. Noch deutlichere Worte findet Professor Hüther von der Uni Göttingen: In Amerika nehmen 35 Millionen gesunde Menschen regelmäßig Psychopharmaka ein, nur um die "Stimmung zu verbessern". Hüther spricht hier von "Seelendoping". Welche Formen nimmt diese Entwicklung in Deutschland an? Was hat diese Tendenz mit der Verabreichung von Ritalin bei Kindern zu tun? Mit diese Fragen wird sich der Göttinger Experte bei der"Summer School of Public Health" auseinander setzen.
Die gesundheitspolitische Reihe "Summer School of Public Health", die vom 25. September bis zum 2. Oktober bereits zum achten Mal in Delmenhorst stattfindet, hinterfragt kritisch den Umgang mit Medikamenten und deren unerwünschten Nebenwirkungen. Thematisiert werden die gefährlichen Auswirkungen eines Zeitgeistes, nach dem es für und gegen alles eine geeignete Pille gibt. Die Summer School ist eine Veranstaltung des Zentrums für Public Health an der Universität Bremen und der Stadt Delmenhorst. Die Tagung bietet ein Forum, die Frage nach der Bedeutung von Arzneimitteln im individuellen und gesellschaftlichen Umgang, kontrovers zu diskutieren.
In der öffentlichen Auftaktveranstaltung am Donnerstag, 25. September wird Gerd Glaeske ab 19.15 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses eine Bestandsaufnahme des Arzneimittelgebrauchs vornehmen. Vom 29. September bis 1. Oktober wird eine kostenlose Reihe zu gesundheitspolitischen Seminaren angeboten. Ein Anmeldung ist erforderlich. Am 2. Oktober finden weitere öffentliche Vorträge zu den Themen "Nutzen und Fluch von Psychopharmaka" und zum "eigenverantwortlichen Umgang mit Medikamenten" statt. In einer abschließendenden Podiumsdiskussion (12.30 ? 14 Uhr) unter der Frage Fragestellung "Was ist zu tun?" zieht Professorin Annelie Keil die Bilanz der Tagung.
Weitere Informationen und Anmeldung:
Zentrums für Public Health an der Universität Bremen
Prof. Dr. Annelie Keil und Hildegard Jansen-Bitter,
Tel. 0421/218-3059, E-Mail: suschool@uni-bremen.de,
Weitere Informationen:
http://www.summerschool-del.uni-bremen.de