Mit einem Alumni-Stipendium von Kasachstan nach Bremen
Als Aliskar noch ein Kind war, hat er oft und gerne seinem Großvater Yigizbay bei der Arbeit besucht und ihm einfach nur zugeschaut. Der war Bauingenieur, sein Beruf faszinierte ihn, er weckte sein Interesse am Ingenieurswesen. Auch wo er das Fach eines Tages erlernen würde, stand früh für ihn fest: in Deutschland. „Ich habe schon als kleiner Junge davon geträumt, in Deutschland studieren zu können. Es ist eines der am höchsten entwickelten Länder der Welt, es bietet sehr viele Möglichkeiten. Ob in der Schule oder in der Familie: Bei uns sprechen alle nur gut über Deutschland.“
Am 26. August landete Aliskar Satyldy in Bremen, um an der englischsprachigen Jacobs University das Fach Industrial Engineering and Management zu studieren. Nie zuvor war der 17-jährige Kasache in einem Land Westeuropas gewesen. Dass er sein Studium antreten konnte, hat er auch seinen Vorgängern, den Absolventen der Jacobs University Bremen zu verdanken. Er bekam ein Stipendium, finanziert von der Jacobs Alumni Association.
Aliskar, der zweitälteste von fünf Brüdern, ist in Schymkent aufgewachsen, der mit rund einer Millionen Einwohner drittgrößten Stadt seines Heimatlandes Kasachstan, das unter anderem an Russland und China grenzt und gemessen an der Fläche der neuntgrößte Staat der Erde ist. „Schymkent ist die schönste Stadt mit vielen alten, historischen Stadtteilen“, findet Aliskar. Dort besuchte er ein Internat, die "No. 2 Specialized Boarding School" für besonders begabte Schüler, auf der er auch Englisch lernte.
Nach Bremen kam er über einen guten Freund: Aleksander, der an der Jacobs University im dritten Jahr „Intelligent Mobile Systems“ studiert. „Er erzählte mir viel von der Universität und empfahl mir, mich zu bewerben.“ Das tat er – und wurde angenommen. Sein Vater ist Geschäftsmann, sein Mutter Ärztin, und dennoch wäre ein Studium an der private Universität ohne das Stipendium der Alumni kaum möglich gewesen. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung“, sagt Aliskar. „Sie motiviert mich und hilft mir, erfolgreich zu sein.“
Die ersten Monate sind schnell vergangen, so vieles ist neu: Das Klima („Zuhause ist es wärmer“), das Essen („Wir essen viel Hammel. Ich mag aber das deutsche Essen, besonders Hühnchen“) und natürlich die Menschen („Sie haben es mir sehr einfach gemacht, alle waren sehr hilfsbereit. Ich habe schnell Freunde gefunden“).
Und dann ist da das Studium: „Industrial Engineering and Management“ ist ein Studiengang, der sowohl Managementkenntnisse als auch technische und interkulturelle Fertigkeiten miteinander verbindet. Die Studierenden werden mit Themen wie der Beschaffung und Verteilung von Waren, mit der Steuerung von Lieferketten, mit Projektmanagement oder Personalführung vertraut gemacht.
Als zusätzliche Module hat Aliaskar in seinem ersten Studienjahr „General Economics“ und „General Management“ gewählt. „Es geht darum Brücken zu bauen zwischen der Industrie und der Geschäftswelt“, erklärt er. Eines Tages könnte er selbst zum Brückenbauer zwischen Deutschland und Kasachstan werden. Ein klares Ziel hat er jedenfalls vor Augen: „Ich möchte in einem führenden Unternehmen arbeiten, entweder hier oder in meiner Heimat.“
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das Studium erfolgreich zu absolvieren steht für ihn ganz klar im Vordergrund. Viel Zeit für andere Aktivitäten wie Fußball, Volleyball oder Schwimmen bleibt da nicht. Aliskar tüftelt gerne am Zauberwürfel, er macht Musik auf dem Computer, spielt Dombra, das zweiseitige Zupfinstrument seiner Heimat, und würde gerne Klavier lernen. Und obwohl er sich an der Jacobs University schon heimisch fühlt, vermisst er natürlich seine Familie, insbesondere seine Großeltern. Zuhause wohnen alle unter einem Dach. Aber es gibt ja Skype, WhatsApp – und Flugzeuge. Eine Heimreise ist schon in Planung.
Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt. Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.
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