Cothenius-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an Ernst J. M. Helmreich
Akademie Leopoldina ehrt ihr Mitglied Professor Dr. Ernst J. M. Helmreich (Würzburg) für sein wissenschaftliches Lebenswerk, seine bahnbrechenden Arbeiten über G-Proteine und zur Proteinphosphorylierung
Glykogen, eine sehr leicht mobilisierbare Speicherform der Glucose (Traubenzucker) in Zellen, dient als Energiepuffer, z. B. bei Muskelkontraktion. Während der Muskelkontraktion wird Glykogen rasch abgebaut, dazu bedarf es der Aktivierung eines Enzyms, der Glykogenphosphorylase. Wie diese Aktivierungsschritte molekular vor sich gehen und welche zellulären Signalketten eine Rolle spielen, ist mittlerweile Lehrbuchwissen. Maßgeblich für die Offenlegung dieser Prozesse waren Forschungsarbeiten von Ernst J. M. Helmreich am Muskel, die er in den 60er Jahren gemeinsam mit Carl Cori an der Washington University in St. Louis, USA, durchgeführt hat und die als Durchbruch auf dem Gebiet der Stoffwechselregulation von Enzymen gefeiert wurden. Mit der Übernahme des Lehrstuhls für Physiologische Chemie der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg wirkte sich Helmreichs internationale Erfahrung und Bekanntheit zum Wohle der biochemischen Forschung in Deutschland aus. Die Würzburger Enzymologie hat die biochemische Forschung in Deutschland maßgeblich geprägt. Helmreich ließ es sich nicht nehmen, trotz Grenzschikanen Einladungen zu Vorträgen in der DDR anzunehmen und hielt so den Kontakt zwischen Ost und West stets aufrecht. Seine Fähigkeit, zielsicher und schnell zu einem fundierten Urteil über wissenschaftliche Leistungen zu gelangen, ist der deutschen Wissenschaft nach der Wiedervereinigung zugute gekommen. Helmreichs Anteil an der Restrukturierung der ostdeutschen Biowissenschaften nach 1989 war wichtig und unverzichtbar.
Ernst J. M. Helmreich erhält die Cothenius-Medaille der Akademie Leopoldina für seine, wie es in der Urkunde heißt, "bahnbrechenden Arbeiten über G-Proteine und zur Proteinphosphorylierung".
Zur Person: Ernst J. M. Helmreich (Jahrgang 1922) studierte Humanmedizin und schloss die Ausbildung bald nach dem 2. Weltkrieg ab. Es folgte ein Chemiestudium an der damaligen Technischen Hochschule seiner Heimatstadt München. Im Labor von Stefan Goldschmidt in München erhielt er seine biochemische Prägung. Wesentliche Entdeckungen, die zu internationaler Anerkennung führten, gelangen ihm in den Jahren 1955 bis 1968 in den USA an der Washington University in St. Louis, wo er zuerst als Postdoc, dann als unbefristeter Professor forschte. Nach einem Forschungsaufenthalt im Institut des Nobelpreisträgers Manfred Eigen in Göttingen im Jahr 1967 gelang es der Würzburger Universität, ihn 1968 für den Lehrstuhl für Physiologische Chemie der Medizinischen Fakultät zu gewinnen, den er bis zu seiner Emeritierung innehatte. Noch heute ist Helmreich ihr eng verbunden. Helmreich wurde 1976 in die Akademie Leopoldina aufgenommen (Sektion Biochemie und Biophysik). Ihr diente er von 1990 bis 1996 als gewählter Adjunkt für Medizin in der Region Nord-Bayern.
Preis und Preisvergabe: Die Vergabe der goldenen Cothenius-Medaille erfolgte am 17. Oktober 2003 im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahresversammlung der Akademie Leopoldina in Halle (Saale). Die Jahresversammlung 2003 steht unter dem Themenschwerpunkt "Energie".
Die Cothenius-Medaille, die auf eine Stiftung des Mitglieds und Director Ephemeridum Christian Andreas von Cothenius (1708-1789) zurückgeht, wurde 1792 erstmals verliehen. Zu Beginn waren es Preisfragen aus der praktischen Medizin, für deren Bearbeitung die Medaille vergeben wurde. Seit 1954 vergibt die Leopoldina sie für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk an Mitglieder der Akademie. Sie trägt die Inschrift: "Als Anerkennung der Tüchtigkeit derer gestiftet, die das Wohl der Sterblichen fördern".
Weitere Informationen:
http://www.leopoldina-halle.de/25_03.htm