RUB-Symposion über Paul VI: "Reisepapst" und "Zauderer"
25 Jahre nach dem Tod von Papst Paul VI. verbinden viele mit seinem Namen ausschließlich die so genannten "Pillenenzyklika". Einen differenzierteren Blick auf diesen Papst, der als erster den Vatikan auf ausgedehnten Reisen verließ, wirft der Studientag "Paul VI. und Deutschland" am 24. und 25.10. in der Ruhr-Universität Bochum.
Bochum, 20.10.2003
Nr. 322
"Reisepapst" und "Zauderer"
Symposium "Papst Paul VI" an der RUB
Theologen diskutieren Pontifikat des Giovanni Montini
Manchmal bleibt der Öffentlichkeit vom Wirken eines berühmten Menschen nur eine einzige Tat in Erinnerung. Ein solcher Mensch war Papst Paul VI. 25 Jahre nach seinem Tod verbinden viele mit seinem Namen ausschließlich die so genannten "Pillenenzyklika", die 1968 gläubigen Katholiken jede Form der künstlichen Geburtenkontrolle kompromisslos verbot. Einen differenzierteren Blick auf diesen Papst, der als erster den Vatikan auf ausgedehnten Reisen verließ, wirft der Studientag "Paul VI. und Deutschland", den die Katholisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und das italienische Instituto Paolo VI ausrichten. Vom 24. bis zum 25. Oktober 2003 treffen sich Wissenschaftler und Zeitzeugen im Institut für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum), um ihre Sicht des Giovanni Battista Montini zu schildern.
Erster Anstoß zu Diskussionen
Deutschland gehört zu den Ländern, in denen eine ausgewogene Würdigung Papst Pauls VI. noch aussteht. Unter der Leitung der Bochumer Professoren Dr. Wilhelm Damberg (Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte), Dr. Hermann J. Pottmeyer (Lehrstuhl für Fundamentaltheorie) und Dr. Joachim Wiemeyer (Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre) gibt das Symposium hier einen ersten Anstoß und rückt besonders die Beziehung des Papstes zur kirchlichen und theologischen Entwicklung in Deutschland in den Mittelpunkt. Redner von verschiedenen deutschen Universitäten und aus Italien beleuchten unter anderem seine Haltung zur christlichen Soziallehre in Deutschland und zur Ostpolitik, sowie sein Verhältnis zu den deutschen Kardinälen Frings und Döpfner. Über die Wahrnehmung des Papstes in der deutschen Presse berichtet Stefanie Faber, eine Doktorandin an der Ruhr-Universität.
Verkannter Vorreiter
Die Versuche Papst Pauls VI., die von seinem Vorgänger eingeleitetet Öffnung der Kirche fortzusetzen, und dennoch auch konservativen Kräften innerhalb der Kirche gerecht zu werden, brachten ihm die Namen "Übergangspapst" und "Zauderer" ein. Dennoch drückte er den 15 Jahren seines Pontifikats einen ganz eigenen Stempel auf. Als erster "Reisepapst" verließ er den Vatikan, um unter anderem nach Jerusalem, nach Indien und zur UN nach New York zu reisen, wo er sich deutlich für den Frieden aussprach. Zudem setzte er sich während seiner Amtszeit immer wieder für die Bekämpfung der Armut in der "Dritten Welt" ein und forderte eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung. Er betonte den sozialen Auftrag der Kirche und machte mutige Schritte in Richtung Ökumene. Seine rigorose Haltung zur Verhütung blieb selbst manchem Vatikaninsider ein Rätsel.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Wilhelm Damberg, Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, Katholisch-Theologische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel: 0234/ 32-28109, E-Mail: wilhelm.damberg@ruhr-uni-bochum.de