Otto-Klung-Weberbank-Preis 2003 an Physiker Prof. Dr. Joachim P. Spatz
Biophysiker erhält einen der renommiertesten Wissenschaftspreise in Deutschland - Forschungsarbeiten wecken Hoffnung auf neue Krebstherapie
Der 33-jährige deutsche Physiker Prof. Dr. Joachim Spatz erhält in diesem Jahr den mit 25.000 Euro dotierten Otto-Klung-Weberbank-Preis. Auf Vorschlag der Auswahlkommission am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin wird Spatz für seine grundlegenden und bahnbrechenden biophysikalischen Arbeiten auf dem Gebiet der Biomechanik von Zellen ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, dem 30. Oktober 2003, um 17 Uhr im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem statt.
Vor allem die Medizin wird von den Erkenntnissen des Biophysikers Joachim Spatz profitieren. Mit seinen nanotechnologischen Methoden ist ihm der Nachweis gelungen, dass karzinogene Zellen viel weicher sind als normale Zellen, weshalb sie die Zellmembran leichter durchdringen und Metastasen bilden können. Die Metastasierung ist aber auch eng mit dem Ankleben der Zellen an das Gewebe verknüpft. Funktionen von Zellen können durch die Positionierung einzelner Zellrezeptoren dramatisch beeinflusst werden, was beispielsweise in der Implantattechnologie bedeutende Brücken zwischen der Nanotechnologie und der Medizin bauen wird. Die Preiskommission ist überzeugt, dass durch die Arbeiten von Joachim Spatz (Krebs-)Therapien maßgeblich weiter entwickelt werden können.
Der Otto-Klung-Weberbank-Preis wird im jährlichen Wechsel zwischen den Disziplinen Chemie und Physik an herausragende jüngere deutsche Wissenschaftler vergeben, seit dem Jahr 2001 in Kooperation zwischen der Otto-Klung-Stiftung an der Freien Universität Berlin und der Fördergesellschaft der Weberbank gGmbH. Mit einem Preisgeld von 25.000 Euro zählt er zu den höchstdotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Er wird seit 1973 vergeben; vier der bisherigen Preisträger haben später auch den Nobelpreis verliehen bekommen. Die Otto-Klung-Stiftung besteht seit 1973 als Vermächtnis des Berliner Kaufmanns Otto Klung (1893-1968).
Joachim Spatz ist Professor für Biophysikalische Chemie an der Universität Heidelberg. Mit seiner Arbeitsgruppe und Kollegen aus der Biologie und der Medizin gelang ihm die Verknüpfung quantitativer Methoden aus der Physik mit Fragen aus der Biologie und der Medizin. Zu den Hauptgebieten der Spatz'schen Forschungsarbeit zählt das physikalische Verständnis der dynamischen Regulation der Klebekontakte (der Adhäsionskontakte) und der Architektur des mechanischen Fasergerüstes (des Zytoskeletts) von Zellen. Ihn interessiert, wie man diese Eigenschaften sinnvoll beeinflussen und somit die Aufgaben von Zellen im positiven Sinne manipulieren kann. Sein Team verfolgt Experimente an lebenden Zellen und baut spezifische Funktionen von Zellen nach (Biomimetik). Die Grundlage dieser biophysikalischen Untersuchungen hat sich Spatz selbst erarbeitet: durch die Entwicklung neuer optischer und mechanischer Messtechniken, neuer mikro- und nanostrukturierter Materialien und Biofunktionalisierungstechniken von Grenzflächen.
Preisverleihung:
Termin: Donnerstag, 30. Oktober 2003, 17 Uhr
Ort: Harnack-Haus, Ihnestr. 16-20, 14195 Berlin-Dahlem, U-Bhf. Thielplatz (U1)
Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
- Prof. Dr. Joachim P. Spatz, Universität Heidelberg, Tel.: 06221 / 544-942 oder -935
- Otto-Klung-Stiftung, c/o Freie Universität Berlin, Kurt Hammer, Tel.: 030 / 8335434
- Fördergesellschaft der Weberbank gGmbH, Robert Heiduck, Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 030 / 89798-388