Jette Joop holt Münsteraner FH-Professor in ihr Team
Mit guten Ideen das Überleben im Flüchtlingsalltag erleichtern
Münster (28. Oktober 2003). Wo Hunderte von Menschen auf engstem Raum zusammenleben, sind praktische Alltagsgegenstände gefragt. Ein Zelt muss schnell aufgebaut, eine Trinkwasseranlage einfach zu bedienen sein. Die Lösung der praktischen Probleme in Flüchtlingslagern setzte die Designerin Jette Joop im Sommersemester auf ihren Seminarplan. Und als Berater holte sie Prof. Dr. Joachim Gardemann vom Humanitären Zentrum der Fachhochschule Münster in ihr Team.
Seit April lehrt Jette Joop an der Universität Essen-Duisburg Industriedesign. Gemeinsam mit der Designerin Susanne Lengyel und Studierenden wollte sie mobile Wohnmöglichkeiten und praktische Alltagshilfen für Flüchtlinge entwickeln. Doch das Know-how und die Erfahrungen aus solchen Lagern steuerte Prof. Gardemann bei. "In Flüchtlingslagern gibt es viele Geräte, die in der Handhabung noch verbessert werden können", weiß der Münsteraner Kinderarzt. Seine Berichte waren die Grundlage für zahlreiche Verbesserungsvorschläge.
Das Ergebnis der Zusammenarbeit kann sich sehen lassen: Prototypen verschiedener Alltagsgegen-stände, wie zum Beispiel eines Nahrungsmittelbehälters in Form eines Rucksacks, stellten die Studierenden in Essen vor. Für Zelthospitale verbesserten sie einen transportablen Operationstisch. Und sie entwickelten ein Registrierungssystem, mit dem verirrte Kinder im Lager wieder leichter zu ihren Familien zurückgebracht werden können.
"Ich habe versucht, den Studierenden und Lehrenden ein möglichst getreues Bild vom Alltag in einem Flüchtlingslager zu vermitteln", berichtet Gardemann von seiner Zusammenarbeit mit Jette Joop. Wie schwierig das Überleben für Flüchtlinge ist, hat der Kinderarzt am eigenen Leib erfahren. Denn seit Jahren reist er für das Internationale Rote Kreuz in Krisenregionen und hilft, die Notversorgung in den Lagern mit aufzubauen. "Ein Dach über dem Kopf, einige Liter sauberes Trinkwasser und eine Kochgelegenheit - das brauchen die Flüchtlinge am dringendsten", fasst Gardemann seine Erfahrungen zusammen. Außerdem sei eine gesundheitliche Basisversorgung in einem Lager ein Muss. Das Internationale Rote Kreuz steuere oft komplett ausgestattete Zelthospitale oder mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen bei. "Technisch sind die Anlagen und Geräte ausgereift, nur in der Handhabung hapert es noch", so der Kinderarzt aus Münster.
Einige der alltäglichen Stolpersteine im Leben der Flüchtlinge haben Jette Joop und ihre Studierenden in dem Seminar ausgeräumt. Für die Designerin ist die Arbeit mit Flüchtlingen dennoch nicht beendet. "Jette Joop war sehr betroffen von meinen Schilderungen und hat sich spontan dem Deutschen Roten Kreuz als DRK-Kinderbotschafterin zur Verfügung gestellt", berichtet Gardemann erfreut. Seit September ist das Model nun offiziell als Kinderbotschafterin tätig.
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http://www.fh-muenster.de