Neue DFG Forschungsgruppe zum Schlaganfall
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet eine neue Forschungsgruppe zum Schlaganfall ein. Der Forschungsverbund mit dem Namen „ImmunoStroke: from immune cells to stroke recovery“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Essen, Hamburg, München und Münster und wird mit rund 4,5 Mio. Euro in den ersten 3 Jahren gefördert. Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es, die Rolle des Immunsystems in der Regenerationsphase nach einem Schlaganfall zu untersuchen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Koordinatoren des Verbundes sind Christoph Kleinschnitz aus Essen, Tim Magnus aus Hamburg und Arthur Liesz aus München.
Während es in der Akuttherapie und Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfälle in den letzten Jahren große Fortschritte gegeben hat, ist es bisher nicht gelungen, Regenerationsprozesse in der Spätphase nach zerebraler Ischämie gezielt zu beeinflussen. Daher ist die Erforschung potenziell neuer therapeutischer Ansatzpunkte von großer Bedeutung, umso mehr, als dass Schlaganfälle weltweit gesehen nach wie vor die häufigste Ursache für erworbene körperliche Behinderung bei Erwachsenen darstellen.
Hier setzen die Forscherinnen und Forscher von ImmunoStroke an. Sie gehen davon aus, dass das Immunsystem eine entscheidende Rolle bei der Geweberegeneration und funktionellen Erholung nach einem Schlaganfall spielt. „In unseren Vorarbeiten konnten wir mithilfe verschiedener Modelle zeigen, dass insbesondere T Zellen und Mikroglia und deren Interaktion mit Neuronen eine wichtige Bedeutung für das langfristige Schlaganfalloutcome haben“, so Sprecher Christoph Kleinschnitz. Diese beiden Zelltypen stehen daher im Zentrum der Untersuchungen. „Allerdings werden wir nicht auf Ebene der experimentellen Studien verharren. Wir planen, das Immunom von Schlaganfallpatienten in bisher nicht bekannter Detailtiefe zu charakterisieren und mit Bildgebungsdaten, insbesondere MRT und Mikroglia-PET, zu korrelieren.“, sagt der Co-Sprecher des Verbundes, Tim Magnus. Diese Validierung am Menschen ist enorm wichtig, um die translationale Relevanz der experimentellen Befunde richtig einordnen zu können. Möglich wird das erst durch einen breiten interdisziplinären Ansatz, der Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Schlaganfallforschung, der Neuroimmunologie, der Neurobiologie und der klinischen Neurologie zusammenbringt.
Eine weitere Besonderheit von ImmunoStroke ist die konsequente Vereinheitlichung aller experimentellen Modelle innerhalb des Konsortiums, welche über verbindliche SOPs schließlich in präklinische, randomisierte Multicenterstudien münden soll. Verantwortlich für dieses Zentralprojekt ist Arthur Liesz aus München. „Die experimentelle Schlaganfallforschung war in den letzten Jahren der Kritik ausgesetzt, durch unzureichende methodische Standards Ergebnisse zu generieren, die in der Mehrzahl für den Menschen irrelevant sind. Dem wollen wir entgegenwirken und mit ImmunoStroke eine Vorreiterrolle in Sachen Standardisierung und Datentransparenz übernehmen.“, so Liesz.
„Wir freuen uns, dass die DFG mit der Förderung der Forschungsgruppe ein klares Zeichen für die experimentell-translationale Schlaganfallforschung in Deutschland setzt“, erklärt Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Wir sehen in diesem Forschungsansatz ein großes Potenzial, um zukünftig den Betroffenen nachhaltig helfen zu können. Die außerordentliche Bedeutung der Neurologie als Innovationsfach zeigt sich im Übrigen auch darin, dass von den 13 Verbünden, die die DFG neu fördern wird und die sich unterschiedlichsten Wissenschaftsthemen widmen – u.a. vom Ottomotor, über Klimawandel und Kommunikation bis hin zu medizinischen Themen, allein zwei neurologische Themen vertreten sind.“ Neben ImmunoStroke wird die Forschungsgruppe „Bedeutung des Translokator Proteins (18kDa) (TSPO) als diagnostische und therapeutische Zielstruktur im Nervensystem” (Sprecher: Prof. Dr. Rainer Rupprecht, Universität Regensburg) gefördert [1].
[1] https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2019/pressemitteilung_nr_31/index.html
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