Waldbrände heute und vorgestern - eine Zeitreise zu konstruktiven Katastrophen
Presseworkshop der Wissenschafts-Pressekonferenz
am Dienstag, den 9. Dezember 2003
in Wülfrath
Waldbrände sind ein Thema, das immer wieder einmal kommt. Gerade erst tobten riesige Feuersbrünste in Kalifornien. Wie in jedem Sommer brechen immer wieder Feuer in den Mittelmeerländern aus. In diesem heißen Sommer war die Feuergefahr allgegenwärtig - auch in ansonsten selten gefährdeten Gegenden Deutschlands. Doch kaum verringert sich die Gefahr für Waldbrände auf der Nordhalbkugel, so steigt sie auf der anderen Seite des Erdballs.
Waldbrände sind aber nicht für alle Beteiligten eine Katastrophe. Nach dem Brand zeigt sich die Natur oft völlig neu, verändert und verjüngt. Pflanzen und Tiere bekommen eine Chance, die unter dem hohen Blätter- oder Nadeldach ein Schattendasein fristeten. Manche Tiere und Pflanzen brauchen das regelmäßige "Zurücksetzen" der Natur durch Feuer. Manche Samen öffnen sich sogar nur nach dem Durchgang der Flammenwand. Erst seit einigen Jahren zeigte der neue Zweig der "Feuerökologie", dass das flammende Inferno ein wichtiger Aspekt im natürlichen Kreislauf ist. Feuer beeinflusst aber nicht nur Pflanzen, Tiere und den Boden mit den in ihm lebenden Organismen - Gase und Stäube der Brände verbreiten sich kilometerweit, können bis hoch in die Stratosphäre aufsteigen und das Wetter weiter Landstriche beeinflussen. Sie verdunkeln den Himmel, lagern sich ab und verändern den Mineralhaushalt weit entfernter Ökosysteme.
Was aber in der Presse manchmal zu wenig herausgearbeitet wurde: Vegetationsbrände sind kein Phänomen der Neuzeit. Schon früher lebten die Menschen mit dem Feuer, erlebten es als Fluch oder nutzten es als Werkzeug. Wie man erst seit wenigen Jahren weiß war im Mitteleuropa der Jungsteinzeit Wirtschaftsweise üblich, bei der in Zyklen immer wieder Flächen abgebrannt wurden Von dieser Praxis künden noch heute Spuren im Boden, die vergrabenen "Schwarzerden". Erst allmählich lernt die Wissenschaft sie zu lesen und zu deuten.
Und auch noch viel weiter zurück, vor 365 Millionen Jahren, lange vor den Eingriffen der Menschen, gab es Waldbrände. Hervorragend erhaltenen Spuren eines solchen Brandes finden sich in einem Steinbruchs bei Wülfrath im Bergischen Land. Die vor 120 Millionen Jahren durch Waldbrände in Holzkohle umgewandelten Pflanzen finden sich hier als Fossilien. Während Waldbrände einerseits zerstören liefern hier andererseits ein Archiv vergangener Zeiten, das spektakuläre Einblicke in die Ökologie eines längst versunkenen Ökosystems erlaubt.
In diesem Workshop wollen wir verschiedene Aspekte von Waldbränden kennenlernen - sozusagen Waldbrände heute, gestern und vor Urzeiten - eine Zeitreise zu biologischen und landschaftlichen Neuanfängen.
Ort.: Gelände der Firma Rheinkalk GmbH,
Am Kalkstein 1, 42489 Wülfrath
Zeit: 9. Dezember 2003, 10:00 - ca. 14:00
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Ablauf des Workshops
Beginn 10:00
Begrüßung und Einführung -
Zur Geologie in Wülfrath
Dr. Detlef Knautz und
Dr. Axel Offermanns, Firma Rheinkalk GmbH, Wülfrath
ca. 10:15
Alles auf Anfang - Waldbrände als ein Reset der Natur
Was bedeuten Feuer in heutigen Ökosystemen ?
Prof. Dr. Johann G. Goldammer, Max-Planck-Institut für Chemie und Universität Freiburg
Ca. 10:45
Wenn der Wald in Rauch aufgeht -
Waldbrände und ihr Einfluss auf Luft und Klima
Dr. Thomas Kuhlbusch, Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V., Duisburg
11:15-11:30
kurze Pause
ca. 11:30
Schwarze Erde im Rheinland -
Feuer als Mittel der Landwirtschaft in der Steinzeit
Dr. Renate Gerlach, Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege, Bonn
ca. 12:00
Das Erbe des Feuers -
Was sagen schwarze Steine über die Umwelt der letzten 360 Millionen Jahre?
Dipl.-Geol. Christoph Hartkopf-Fröder, Leiter des Fachbereichs Paläontologie,
Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, Krefeld
Moderation: Dagmar Röhrlich
Anschließend gibt es die Gelegenheit zur Besichtigung der fossilen Waldbrandspuren im Steinbruch.
Ende ca. 14:00
Zur Organisation:
Zur Vorbereitung des Workshops, insbesondere der notwendigen Absprachen mit der Firma Rheinkalk, bitten wir um möglichst baldige Anmeldung in der Geschäftsstelle der WPK.
(Tel. 0228-9579-840, Fax -841, Email: wpk@wpk.org)
Der Workshop wird in einem Gebäude der Firma Rheinkalk stattfinden. Für die anschließende Besichtigung des Steinbruchs mit den fossiler Spuren von Waldbrand-Resten aus der Kreidezeit weisen wir darauf hin, dass festes Schuhwerk (wichtig!) und strapazierfähige Kleidung ratsam ist. Die Firma Rheinkalk wird Schutzhelme zur Verfügung stellen.