Genvariante schützt möglicherweise die Lunge vor COPD - RUB-Forscher erhält Curt-Dehner-Preis
Fast immer sind bei der Entstehung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD Zigaretten im Spiel, aber nicht nur: RUB-Forscher um Dr. Gernot Rohde fanden nun eine günstige Genvariante, die bei COPD-Patienten seltener ist als bei Gesunden. Für die Studie erhielten sie den Curt-Dehner-Preis 2003.
Bochum, 10.12.2003
Nr. 381
Genvariante schützt möglicherweise die Lunge
Warum nicht alle Raucher COPD bekommen
RUB-Forscher erhält Curt-Dehner-Preis 2003
Fünf Mio. Menschen in Deutschland leiden an der chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD), hierzulande die vierthäufigste Todesursache. Fast immer sind bei ihrer Entstehung Zigaretten im Spiel, aber nicht nur: RUB-Forscher um Dr. Gernot Rohde (Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum Medizinische Klinik III, Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Direktor: Prof. Dr. Gerhard Schultze-Werninghaus) fanden nun eine günstige Genvariante, die bei COPD-Patienten im Gegensatz zu Gesunden selten vorkommt. Für ihre Studie wurden Dr. Rohde und seine Co-Autoren Wolfram Klein, Umut Arinir, Michaela Hagedorn, Natascha Duerig, Torsten T. Bauer, Adrian Gillissen und Jörg T. Epplen mit dem Curt-Dehner-Preis 2003 ausgezeichnet.
Zigaretten sind nicht alleine schuld
Atemnot, Müdigkeit, verminderte Belastbarkeit sind die Begleiterscheinungen der chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung (chronic obstructive pulmonary disease, COPD), d.h. der chronisch-obstruktiven Bronchitis und des Lungenemphysems. Die Atemwege entzünden sich, die Elastizität der Bronchien und die Anzahl der Lungenbläschen nehmen ab, die Bronchialschleimhaut wird geschädigt. Zigarettenrauchen ist als Hauptursache für die Erkrankung schon lange ausgemacht. Aber nicht jeder Raucher erkrankt an COPD, und unter den Patienten finden sich auch Nichtraucher. "Wir nehmen an, dass zusätzliche Infektionen dafür verantwortlich sind, ob eine chronische Lungenerkrankung entsteht oder nicht", erklärt Dr. Gernot Rohde. Was aber bestimmt, ob ein Patient für die Erkrankung empfänglich ist? Um diese Frage zu klären, haben Dr. Rode und sein Team genetische Faktoren überprüft.
Risikopatienten früh erkennen und behandeln
Die entzündliche Reaktion auf Infektionen der Lunge wird unter anderem durch einen Rezeptor vermittelt, der Bestandteile der Bakterienwand erkennt (sog. Toll-like Rezeptor, TLR 4). Kürzlich entdeckten Wissenschaftler bei manchen Menschen einen Gen-Polymorphismus, d.h. eine Variante des Gen-Materials in dem Gen, das für die Struktur des TLR4-Rezeptors verantwortlich ist. Dieser Polymorphismus geht mit einer veränderten Abwehrreaktion gegen bakterielle Infektionen einher. Welchen Einfluss könnte dieser Effekt auf die Entstehung von COPD haben? Die Arbeitsgruppe untersuchte das Vorkommen des Gen-Polymorphismus bei 152 Patienten mit COPD und 444 gesunden Kontrollpersonen. Sie stellten fest, dass der Polymorphismus bei Patienten mit COPD seltener auftritt als bei Gesunden. "Besonders interessant war, dass Nichtraucher mit einer COPD besonders selten diese offenbar günstige genetische Abweichung haben", erläutert Dr. Rohde. "Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Interaktion von Entzündung und Infektion bei der COPD und könnten darüber hinaus dazu beitragen, besonders gefährdete COPD-Patienten zu erkennen und ggf. bei diesen frühzeitig eine aggressivere antibiotische Therapie einzuleiten."
Weitere Informationen
Dr. Gernot Rohde, Medizinische Klinik III, Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin (Direktor: Prof. Dr. Gerhard Schultze-Werninghaus), BG Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-6444, Fax: 0234/302-6420, E-Mail: gernot.rohde@ruhr-uni-bochum.de