Mentoring für Wissenschaftlerinnen
Die Charité entwickelt Karrierestrategien für Nachwuchswissenschaftlerinnen
Auftaktveranstaltung am 29. Januar 04
Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen erfahren im Berufsleben weitaus weniger Karriereförderung und Unterstützung bei der Stellensuche als ihre männlichen Kollegen. Dieser Benachteiligung will die Charité nun etwas abhelfen durch die Institutionalisierung eines Mentorenprogramms für den weiblichen Nachwuchs in der Wissenschaft. Professor Dr. Roland Wauer, "Prodekan für den wissenschaftlichen Nachwuchs" an der Charité lädt nun, nachdem die Planungsphase abgeschlossen ist, zu einer Auftaktveranstaltung des Mentoring-Programms am Donnerstag, den 29. Januar ein, um das Programm im Beisein der Vorstandsvorsitzenden der Charité, Dr. Ingrid Nümann-Seidewinkel der internen und externen Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Journalisten sind herzlich eingeladen.(x)
Der Gedanke des Mentoring kommt aus den USA und sieht den Aufbau von Netzwerken, die Erleichterung des Zugangs zu wissenschaftlichen Projekten und zur gegenseitigen Hilfeleistung vor. Dabei soll jeweils eine junge Wissenschaftlerin von einem erfahrenen Mentor (meist weiblichen aber auch männlichen Geschlechts), gewöhnlich von einem Mitglied der Fakultät, in ihrer beruflichen Laufbahn begleitet werden. Nachdem Mentoring in der Wirtschaft bereits eine gewisse Verbreitung erfahren hat, gewinnt es nun auch langsam in der Wissenschaft an Boden. Die Charité dürfte zu den ersten medizinischen Fakultäten im deutschsprachigen Raum gehören, die Frauenförderung als Mentoring begtreiben. Mit der Förderung weiblicher Akademikerinnen hat die Charité allerdings schon vor Jahren begonnen, als sie das Stipendienprogramm "Rahel Hirsch" ins Leben rief, für das sich ausschließlich Frauen bewerben können.
Frauenförderung in der Medizin ist notwendig: Aus einer Erlanger Studie aus dem Jahre 2002 geht hervor: Das Medizinstudium beginnen zwar mehr Frauen als Männer, aber drei Jahre nach dem Examen arbeiten 97 % der Männer in Vollzeit, jedoch nur 89 % der examinierten Frauen. Haben Ärztinnen ein Kind, so sinkt die Quote auf 19 Prozent, bei Männern ändert sich praktisch nichts an ihrer Berufstätigkeit. Das hängt eindeutig mit der Mehrfachbelastung von Frauen durch Kinder zusammen, wogegen Männer nahezu immer frei von privaten Verpflichtungen infolge Kindern ihrer Karriere nachgehen können. Man braucht kein Feminist zu sein, um die teure Ausbildung von Ärztinnen gesamtgesellschaftlich gesehen als eine Fehlinvestition einzustufen, die angesichts drohenden Ärztemangels in Deutschland noch weniger akzeptabel erscheint.
Die Wiener Universität rechnete kürzlich nach: 90 Prozent der männlichen Professoren haben Kinder, aber nur 50 Prozent der Frauen mit akademischer Karriere. Nur 30 % der Assistentenstellen, nur 18 % der Stellen für Habilitierte und nur 9% der Professorenstellen sind mit Frauen besetzt.
(x) Ort: Charité Hochhaus an der Luisenstraße 65 in 10 117 Berlin, Konferenzraum B im Erdgeschoß. Zeit: 13.OO -17.00 Uhr
(27.1.04) Silvia Schattenfroh